Fromms:
Unter die Räuber gefallen
Eine Rezension von Karl Pfeifer
"Fromms, wie der jüdische Kondomfabrikant Julius F. unter die
deutschen Räuber fiel" dokumentiert wie der mittellose jüdische Zuwanderer
Julius Fromm in der Weimarer Republik zum angesehenen Großfabrikanten
aufstieg, bis ihn der deutsche Staat 1938 verjagte und "arische"
Volksgenossen ihn seines Lebenswerkes beraubten. Das Buch liest sich wie ein
spannender Kriminalroman, nur mit dem einen Unterschied, dass diese
Geschichte wahr ist.
Hermann Göring, der vor allen anderen von der Arisierung der Firma Fromms
Act profitierte, hatte, bevor ihn US-Soldaten am 9. Mai 1945 auf seiner Burg
Mauterndorf gefangen nahmen, noch seine persönliche Bilanz des
Nationalsozialismus gezogen: "Wenigstens zwölf Jahre anständig gelebt".
Die Mitglieder der Familie Fromm, die diese Jahre überlebten, hatten es
in dieser Zeit nicht so leicht wie Göring. Aber auch nach der Befreiung
durch die Alliierten, als sie sich um Rückerstattung bemühten, wurde es
nicht einfacher. Die Rechte lagen bei der Fromms Act in Berlin. Diese
gehörte seit dem Tod der Elisabeth von Epenstein deren Erben Otto
Meth-Randa. "Da er aus Wien stammte, verwandelte er sich rasch vom
großdeutschen Arisierungsgewinnler zur verfolgten österreichischen Unschuld.
Ja, er gab sich als Opfer nationalsozialistischer Willkür aus."
Metz-Randa verweigerte die Herausgabe der Firma und des Markenzeichens
und behauptete es hätte sich bei dem seinerzeitigen Kaufvertrag um keinen
"erzwungenen Vertrag" gehandelt. "So dreist formulierte ein Wiener
Geschäftsmann im Jahr 1951, der – zunächst als Berater der Edlen von
Epenstein, dann als deren Erbe – mindestens drei vormals jüdische Betriebe
übernommen hatte: Fromms Act, Fromms Kosmetik und das Schlosshotel mit
Landgut Gösing in Niederösterreich."
Am Ende sahen sich die jüdischen Erben genötigt sich mit Metz-Randa zu
vergleichen und ihm den "Betrag von insgesamt DM West 174.300 zu
überweisen."
Dann folgt eine Darstellung, wie die DDR Prolet-Arier 1948 den
Firmengründer und Erfinder Julius Fromm zum kapitalistischen Ekel
stilisierten um das geraubte Gut nicht herausgeben zu müssen.
Am 12. Mai 1945 versagte Fromms Herz in London, - so heißt es in der
Familie - weil er sich über den Untergang der Nazis und auf die Rückkehr
nach Deutschland so sehr gefreut hatte.
Man merkt, dass beide Autoren nicht nur ausgezeichnete Historiker sind,
sondern auch flüssig schreibende Journalisten. Solche Bücher sind
Augenöffner für junge Menschen, die lieber die Geschichte einer Familie
lesen, als dicke historische Bücher.
hagalil.com
01-07-07 |