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Efraim Karsh:
Imperialismus im Namen Allahs
Von Muhammad bis Osama Bin Laden

DVA 2007
Euro 24,95

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Aufrüttelnde Analyse:
Imperialismus im Namen Allahs

Rezension von Karl Pfeifer

Efraim Karsh ist Leiter des Mediterranean Studies Programme am King’s College der University of London und eine international anerkannte Autorität auf dem Gebiet der Geschichte und Politik des Nahen und Mittleren Ostens. Er ist Autor zahlreicher Bücher und es ist zu hoffen, dass diesem ersten deutschsprachigen Buch mehrere andere folgen werden.

Er leitet sein Buch mit der Abschiedsbotschaft des Propheten Muhammad, März 632 ein: "Mir wurde aufgetragen, alle Männer so lange zu bekämpfen, bis sie sagen: Es gibt keine Gottheit außer Gott", ähnliche Sprüche gaben auch Saladin, Ayatollah Ruhollah Khomeini und Osama bin Laden von sich.

Der Autor beginnt mit dem Kapitel "Der kriegerische Prophet" und schildert u.a. die Vertreibung und physische Vernichtung der Juden von Medina, die begleitet war vom zunehmenden Bruch des Islam mit seinen jüdischen (und in geringerem Maße christlichen) Ursprüngen. Obwohl Muhammad einige jüdische Rituale übernahm, wurde er nicht von Juden unterstützt, sie wurden zu seinen schärfsten Kritikern, die vor allem auf Lücken und Unstimmigkeiten im Koran sowie auf dessen abweichende Darstellung der Erzählungen aus dem Alten Testament hinwiesen. Verbittert begann Muhammad die Juden in seinen Offenbarungen als Volk von Abweichlern und Verrätern hinzustellen, das die Propheten in der Vergangenheit verfolgt und die Heilige Schrift gefälscht habe. Danach änderte er die Gebetsrichtung von Jerusalem nach Mekka. Das war ein kluger Schachzug, der es ermöglichte seine noch junge Religion mit der heidnischen Verehrung für diese Stadt zu verknüpfen.

Dann schildert Karsh den Aufstieg und Fall der islamischen Reiche, die alle die eigene Herrschaft ausdehnen wollten, und dabei die Verbreitung des Islam postulierten.

Karsh erklärt auch wie dhimmis, d.h. schutzbefohlene Juden und Christen einer institutionellen Diskriminierung unterworfen wurden, wie man diesen u.a. auch verbat muslimische Frauen zu heiraten, ein Verbot, das bis heute aufrecht bleibt.

Er schildert die Geschichte aller islamischen Reiche, bis zum Scheitern des osmanischen Reiches 1918 und räumt dabei mit der Legende auf, dass die Entente die Türkei zum Krieg zwang. Selbst als am 29. Oktober 1914 zwei deutsche Kreuzer den Schwarzmeerhafen Sewastopol beschossen und osmanische Torpedoboote in einem eindeutigen Akt der Aggression, der einen völlig legitimen casus belli, gegen das Osmanische Reich hätte darstellen können, russische Schiffe in Odessa angriffen, versuchte die Entente noch immer einen Krieg zu vermeiden.

In der türkischen Kriegserklärung hieß es: "Unsere Beteiligung am Weltkrieg dient der Behauptung unseres nationalen Ideals. Das Ideal unserer Nation und unseres Volkes zwingt uns dazu, unseren Moskowiter Feind zu vernichten, um so eine natürlich Grenze zu unserem Reich aufrechtzuerhalten, das alle Zweige unserer Rasse umfassen und vereinen soll."

Karsh schildert wie das osmanische Reich mit den Armeniern während des Ersten Weltkriegs verfuhr, man schätzt, dass die Gesamtzahl der 1915 vertriebenen Armenier zwischen 1,2 und 1,4 Millionen war, wobei die eine Hälfte hingemetzelt und die andere deportiert wurde. Es folgt die Geschichte der persischen Reiche bis zum Scheitern des letzten Schahs und dem Sieg der "islamischen Revolution". Dabei erwähnt er wie bereits am Anfang des 20. Jh.s Bahais massakriert wurden.

Nach der Zerschlagung des osmanischen Reiches träumten die arabischen Könige und Führer von einem Imperium, es entstand der Panarabismus, der darauf bestand, dass es nur eine einzige arabische Nation gäbe. Sie verbreiteten Legenden, wie diejenige, dass die Briten mit der Balfour Erklärung die Araber verraten hätten. Karsh zeigt auf, dass dies nicht stimmt.

Bald verwandelten sie einen bilateralen Streit zwischen Arabern und Juden in Palästina zu einen panarabisch-jüdischen Konflikt und machten Gewalt zum Hauptinstrument, um sich den nationalen Bestrebungen der Juden zu widersetzen.

Wer weiß noch, das ein bedeutender arabischer Historiker vor einem angloamerikanischen Untersuchungsausschuss 1946 erklärte: "Historisch betrachtet gibt es so etwas wie Palästina überhaupt nicht."

Das Buch beinhaltet viele wichtige Informationen, die zum großen Teil nicht bekannt sind. So berichtete der amerikanisch-arabische Wissenschaftler Edward Said, dass er nachdem sich Begin und Sadat einigten, einen Vorschlag der Regierung Carter zum Kompromiss mit Israel an Yassir Arafat überbrachte die Antwort erhielt: "Wir wollen Palästina. Wir sind nicht an Teilen Palästinas interessiert. Wir wollen nicht mit den Israelis verhandeln. Wir werden kämpfen."

Karsh beweist anhand von konkreten Beispielen, dass die Großmächte – entgegen aller Propaganda – nicht die Macht hatten, ihren Willen den Staaten des Nahen Ostens aufzuzwingen.

"Auch die amerikanische Vormachtstellung nach dem Kalten Krieg konnte nicht verhindern, dass sich ähnlich katastrophale Fehler [wie im Iran vor und nach der Machtergreifung Khomeinis K.P.] wiederholten. Als Supermacht mit globalen Interessen, doch mit nur begrenzter Fähigkeit, die sozialen, kulturellen und politischen Interessen zu verstehen, gelang es den USA oftmals nicht, ungünstige regionale Entwicklungen zu erkennen, noch ehe sie zu echten Konflikten eskalierten. Diese Tendenz ist nach dem Ende des Kalten Krieges nicht verschwunden, wie die Anschläge des 11. September augenfällig demonstrieren."

Für die muslimischen Monarchen bedeutete das Kalifat [das 1924 von der türkischen Republik abgeschafft wurde] kaum mehr als eine zusätzliche Legitimation für ihr Streben nach einem regionalen Reich. Sie hatten wenig Interesse daran, ihren muslimischen Untertanen die Vorschriften des Islam einzuschärfen oder gar Gottes Botschaft über das Haus des Islam zu verbreiten. Die Islamisten hingegen nahmen sich die frühen Eroberer des Islam zum Vorbild und streben nach nichts Geringerem, als das bestehende internationale System durch das universelle Reich Gottes zu ersetzen. Er schildert den Todeskult, den schon Hasan al-Banna, der erste Anführer der Muslimbrüder bewarb, nach ihm kam Sayyid Qutb der die Menschheitsgeschichte als manichäischen Kampf zwischen "der Partei Gottes, [die] unter dem Banner Gottes steht und Seine Insignien trägt, und der Partei des Teufels, [die] alle Gemeinschaften, Gruppen, Völker, Rassen und Individuen umfasst, die nicht unter dem Banner Gottes stehen" sah.

Karsh macht auf den schrecklichen Fehler der israelischen Führung aufmerksam, den palästinensischen Zweig der Muslimbrüderschaft, die Hamas – obwohl die sich wie die PLO die Zerschlagung des jüdischen Staates auf die Fahnen geschrieben hat – zu unterstützen. Ihre Losung lautet: "Gott ist das Ziel [der Hamas], der Prophet ist ihr Vorbild, der Koran ihre Verfassung, der jihad ihr Weg und der Tod für die Sache Gottes ihr höchster Glaube." Die Muslime – so steht es in der Charta der Hamas "werden auch der zionistischen Invasion die Stirn bieten und sie besiegen. Das wird Gott nicht schwerfallen, wenn unsere Absichten rein sind und unsere Entschlossenheit aufrichtig ist; wenn die Muslime nützliche Lehren aus den Erfahrungen der Vergangenheit ziehen und sich von den Resten des [westlichen] ideologischen Angriffs befreien; und wenn sie den Traditionen des Islam folgen."

In seinem Epilog schildert Karsh, wie Islamisten die wachsende Zahl von Muslimen in Europa als Zeichen dafür betrachten, dass dieser Kontinent Teil des Hauses des Islam geworden ist. Insbesondere in Deutschland [und in Österreich K.P.] wurden zahlreiche Islamisten, welche vor der Verfolgung in ihren Heimatländern flohen, bereitwillig aufgenommen und haben sich die Muslimbrüder erfolgreich (und mit großzügiger finanzieller Unterstützung aus Saudi-Arabien) als die eigentliche Vertretung der Muslime etabliert. Seit Anfang der 1990er Jahre verwandten die Muslimbrüder beträchtliche Mühe darauf, ihre verschiedenen Vertretungen über eine Reihe paneuropäischer Organisationen wie etwa die Federation of Islamic Organizations in Europe zusammenzuführen. Im September 1996 gründeten sie das Forum of European Muslim Youth and Student Organisations (FEMYSO) mit Sitz in Brüssel, das sich rasch zum De-facto-Vertreter der muslimischen Jugend in Europa entwickelte. " Im Herbst 2003 musste die deutsche Öffentlichkeit erschrocken zur Kenntnis nehmen, dass muslimische Kinder in von Saudi-Arabien finanzierten Moscheen und Schulen mit rassistischem und antiwestlichem Gedankengut gefüttert wurden. Ähnliches geschah auch in Wien. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs.

Dr. Yusuf Qaradawi, ein geistlicher Führer der Muslimbrüder, der eine Bekehrung der europäischen Bevölkerung zum Islam predigt, meint sollten friedliche Mittel nicht ausreichen, kann ohne weiteres auch physische Gewalt zur Anwendung kommen.

Trotz aller erregten antiwestlichen Rhetorik haben muslimische und arabische Herrscher bei all ihren Kriegen und Intrigen gegen andere Araber und Muslime, wann immer es ihren Interessen diente, die Unterstützung und den Schutz der von ihnen so verachteten "ungläubigen" Mächte gesucht. Während die persischen Schahs die europäischen Großmächte zur persönlichen Bereicherung nutzten, kämpfte Scharif Hussein in gemeinsam mit den britischen "Ungläubigen" gegen seinen muslimischen Oberherrn, um seine imperialen Ambitionen zu befördern, und sein Urenkel, König Hussein von Jordanien, vertraute wiederholt auf britische, amerikanische und israelische Hilfe, um seinen Thron zu sichern.

Was die arabischen Führer von den Palästinensern halten, wird auch geschildert. Wer von denen, die jammern, dass doch der Gazastreifen ein riesiges Internierungslager wäre, will sich daran erinnern, dass das Idol der arabischen Umma, Gamal Abdul Nasser den Palästinensern im Gazastreifen nie das Selbstbestimmungsrecht gewährte, das Gebiet blieb bis 1967 militärische Besatzungszone, in der die lokale Bevölkerung strenger Kontrolle unterlag, nicht die ägyptische Staatsangehörigkeit erhielt und rigiden Reisebeschränkungen unterworfen war?

Ein bekannter ägyptischer Schriftteller klagte: "Doch nach allem, was gesagt und veröffentlicht wurde, beliefen sich unsere Verluste allein in den jüngsten Kriegen auf schätzungsweise vier Milliarden Pfund... hätte man diesen Betrag den ägyptischen Dörfern zukommen lassen, von denen es etwa 4000 gibt, so hätte jedes Dorf gut eine Million Pfund bekommen. Mit einer solchen Summe hätte man die Dörfer völlig neu gestalten und auf das Niveau der Dörfer in Europa bringen können. Doch unsere ägyptischen Dörfer blieben in ihrem traurigen Zustand und unsere Bauern in Unwissenheit, Krankheit und Armut."

Die Kosten der imperialen Träume im Namen Allahs mussten und müssen die Völker bezahlen. Milliarden – auch von Steuern der EU-Bürger – flossen und fließen in die Taschen der palästinensischen Kleptokraten und der Islamisten, doch wenn Palästinenser leiden, dann werden nicht ihre Führer verantwortlich gemacht, die ja bekanntlich nie die Verantwortung für irgendetwas übernehmen, es sind immer die anderen, 'die Juden', 'die Zionisten', 'die Imperialisten', denen man die eigenen Fehler und Verbrechen in die Schuhe schieben kann.

Karsh hat mit seiner aufrüttelnder Analyse den Finger auf die Wunden der muslimischen Welt gelegt, deren Fanatiker, die Islamisten noch immer am imperialistischen Traum festhalten.

Der Wissenschaftler Efraim Karsh schreibt allgemeinverständlich und zeigt uns eine Welt, die nicht mit falschen Analogieschlüssen – zum Beispiel Vergleiche mit Nordirland – verstanden werden kann. Sein Buch wird hoffentlich weite Verbreitung finden und zur Aufklärung über den aggressiven Islamismus beitragen.

hagalil.com 01-07-07











 

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