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Der Aufstand in der Rosenstraße:
"Widerstand des Herzens"
"Für uns Nachgeborene heute lautet die Botschaft jener mutigen Frauen, im Angesicht von Gewalt und Unterdrückung niemals aufzugeben und sich nicht in das vermeintlich Unvermeidliche zu fügen." Joschka Fischer

Von Andrea Übelhack


Nathan Stoltzfus: Widerstand des Herzens. Der Aufstand der Berliner Frauen in der Rosenstraße - 1943.
DTV München 2002
Euro 15

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Anfang März 1943 wurden in Berlin die noch in der Stadt verbliebenen Juden, vor allem aus sogenannten Mischehen, von der Gestapo verhaftet und in ein Sammellager in der Rosenstraße gebracht, um deportiert zu werden. Doch Familienangehörige und Freunde versammelten sich protestierend tagelang immer wieder vor dem Gebäude, ließen sich von Erpressungsversuchen und Gewaltandrohungen nicht einschüchtern und erreichten schließlich das kaum Glaubliche: Ihre Angehörigen wurden freigelassen.

Nathan Stoltzfus untersuchte dieses bisher wenig erforschte Kapitel der Geschichte des Nationalsozialismus und machte auf das Schicksal der "Mischehen" und "Mischlinge" aufmerksam. Sein beeindruckendes Buch, ursprünglich als Dissertation an der Harvard University eingereicht, liegt nun in deutscher Übersetzung vor. Stoltzfus stützt sich im wesentlichen auf die Grundlage zahlreicher Interviews mit Zeitzeugen und lieferte eine überzeugende Arbeit nach den Methoden der Oral History. Neben den Überlebenden aus drei "Mischehen" sowie zwei "Mischlinge" konnte er auf der Seite der Täter Leopold Gutterer, damals Staatssekretär von Joseph Goebbels im Propagandaministerium, als Interviewpartner gewinnen.

Den Rahmen für die Darstellung der Protestaktion selbst bildet seine Untersuchung zum Thema "Mischlinge", "Mischehen" und nationalsozialistische Familien- und Rassenpolitik. Die englische Originalausgabe deutet dies bereits im Untertitel an: "Intermarriage and the Rosenstrasse Protest in Nazi Germany".

Der Autor stell darüber hinaus die grundsätzliche Frage nach den Erfolgsaussichten von zivilen Protestaktionen und deren Rahmenbedingungen. Einerseits betont er dabei stets die persönliche Leistung: "Es erforderte ungeheuren Mut, Tag für Tag auf einer Berliner Straße zu stehen und öffentlich gegenüber der Gestapo seine Verbundenheit mit Juden zu bekennen, ganz gleich, ob es Familienangehörige waren oder nicht." Andererseits stellt Stoltzfus Überlegungen zum Widerstand im allgemeinen und den singulären Bedingungen des Aufstandes in der Rosenstraße an. Als teilweise vergleichbare Fälle führt er beispielweise den Protest gegen die Beseitigung der Kreuze in den katholischen Schulen des Oldenburger Münsterlandes und Bayerns an. Auch wenn hier vieles spekulativ bleiben muß, könnte Stoltzfus neue Impulse für die Widerstandsforschung allgemein geben.

Nathan Stoltzfus, geboren 1954, studierte Geschichte an der Harvard University und an der Freien Universität Berlin. Er lehrt Moderne Europäische Geschichte an der Florida State University.

hagalil.com 13-09-02











 

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