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Kein metaphysisches Vergnügen:
Die Geheimnisse von Jerusalem

Andrea Übelhack


Marek Halter, Die Geheimnisse von Jerusalem
Rütten &Loening 2002
Euro 22,50

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Leseprobe

Der neue Roman von Marek Halter wurde in der Presse bisher durchwegs positiv beurteilt, ein "metaphysischer Thriller", ein "Thriller der Spitzenklasse", hieß es unter anderem in den Lobeshymnen. Dass dabei auch platte Klischees, sei es der "amerikanische Journalist", die "schöne Israelin" oder der "jüdische Gelehrte" bedient werden, hat keiner bemängelt.

Die Geschichte verspricht tatsächlich vieles. Halter läßt die Handlung von New York über Paris nach Jerusalem wandern, spinnt die verschiedensten Charaktere und sogar sich selbst ein und ergänzt die Krimihandlung durch akademisches Wissen. Die Charaktere, bis auf Halter selbst, der sich in einer Form der Autofiktion darstellt, sind erfunden, die historischen Grundlagen dagegen echt.

Der Reporter Tom Hopkins ist den Machenschaften der Russenmafia in Little Odessa, einem Viertel in Brooklyn, auf der Spur. Sein Informant wird jedoch ermordet und hinterlässt ihm eine Diskette, die den jungen ehrgeizigen Reporter dazu bringt, sich nach Jerusalem auf den Weg zu machen, um die Geheimnisse des Tempelschatzes zu lösen. Zuvor macht er Station in Paris und kann dort den Schriftsteller Marek Halter überzeugen, ihn bei seinem waghalsigen und aussichtslosen Unternehmen zu begleiten. Waghalsig, weil die Russenmafia hinter ihnen her sein wird, aussichtslos, weil bereits viele andere ohne Erfolg über die Rätsel auf der berühmten Kupferrolle gegrübelt haben, die die Verstecke des Tempelschatzes verschlüsselt enthält.

In Jerusalem angekommen mischen sich bald verschiedene Figuren in die Handlung. Ein alter Buchhändler, eine schöne junge Frau, die sich später als Geheimdienstmitarbeiterin entpuppt, ein italienischer Professor mit pomadiertem Haar, ein dickwanstiger Mossad-Agent und natürlich die verschiedenen Bösewichte, Russen, Hamas, Iraker. Alle diese Personen sind von Halter derart überzeichnet und klischeehaft besetzt worden, dass die Geschichte immer absurder wird. Es reicht nicht, dass es den Beteiligten im Laufe der Handlung gelingen wird, zumindest einige der Rätsel zu knacken, über die sich haufenweise Gelehrte, Wissenschaftler, Archäologen, Abenteurer und wer weiß nicht noch alles, den Kopf zerbrochen haben. Nein, es ist das Klischeebild eines amerikanischen Journalisten, ein bißchen draufgängerisch, stur, blond, Robert Redford ähnlich, es ist das Klischeebild der israelischen Frau, schön, schwarze Haare, bewaffnet, beim Mossad, trotzdem weiblich und sinnlich, die die Rätsel knacken. Und natürlich gibt es auch eine klischeehafte Liebesgeschichte zwischen ihnen.

Schade, denn die Charaktere verstellen und stören die eigentlich gute Idee des Buches, ein Krimi um den Ursprung der drei monotheistischen Religionen, der einen anderen Blick auf die heutigen Rivalitäten gerade in Jerusalem wirft. Dahinter steht die große innere Verbundenheit des Autors mit der Stadt, die in vielen Textpassagen Tiefgründiges, Erklärendes, Fragendes, Fesselndes zu Papier bringt und die Botschaft, dass kein Gold der Welt die Bedeutung von Schriften und Büchern ersetzen kann.

LESEPROBE

hagalil.com 15-01-03











 

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