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Jim G. Tobias / Peter Zinke (Hg.):
nurinst 2006
Beiträge zur deutschen und jüdischen Geschichte
Schwerpunktthema: Fußball
Jahrbuch des Nürnberger Instituts für NS-Forschung und jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts
Antogo Verlag 2006
Euro 12,80

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Beiträge zur deutschen und jüdischen Geschichte:
Jahrbuch mit Schwerpunkt Fussball

Von Andrea Livnat

Die Fussball WM gab dem Jahrbuch des Nürnberger Instituts für NS-Forschung und jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts 2006 seinen Schwerpunkt. Auch wenn es in den letzten Jahren verstärkt Forschung und Veröffentlichungen zu diesem Thema gab, dürfte vielen weiterhin nicht bekannt sein, dass unter den Fussballpionieren und Spitzenspielern Deutschlands zahlreiche Juden waren.

Publikationen der vergangenen Jahre, wie beispielsweise "Davidstern und Lederball", aber auch Ausstellungen, wie "Verdient und doch vergessen. Elf Juden im deutschen Fußball" im Jüdischen Museum Berlin, stellten vor allem einzelne jüdische Spieler und Mäzene vor. Da ist etwa Gottfried Fuchs zu nennen, der erste jüdischen Nationalspieler und bis heute Tor-Rekordhalter, der 1912 bei den Olympischen Spielen in einem einzigen Spiel zehn Treffer erzielte. Oder der Nationalspieler Julius Hirsch, der in Auschwitz ermordet wurde, Walter Bensemann, der 1920 die Zeitschrift "Kicker" gründete. Oder Kurt Landauer, der von 1913-1933, sowie von 1947-1951 Präsident des "FC Bayern" war.

Das Jahrbuch stellt jedoch nicht die "spektakulären" Persönlichkeiten und Beispiele der jüdischen Sportvertreter heraus, sondern die eher leisen, jedoch nicht weniger interessanten Aspekte. Im Gegenteil, es ist gerade der kulturgeschichtliche Blick auf die "Schattenseiten" des Sports, der dieses Jahrbuch so lesenswert macht.

Bernd Siegler berichtet über die "Entjudung" des 1. FC Nürnberg, der seine jüdischen Mitglieder bereits Ende April 1933 ausschloss. Eckart Dietzfelbinger untersucht die Funktionalisierung des Fussballs durch den Nationalsozialismus am Beispiel eines Spiels, das am 13. August 1939 zwischen der Spielvereinigung Fürth und der Stadtauswahl Danzig ausgetragen wurde.

Nicola Schlichting zeigt, dass die Freude am Fussball sogar im Konzentrationslager ungebrochen war und beispielsweise in Theresienstadt regelmäßig Spiele stattfanden.

Jim G. Tobias widmet sich in zwei Beiträgen dem Fussball der ausgewanderten und überlebenden Juden. Deutsche Juden gründeten 1938 eine eigene Mannschaft in New York, die in der Eastern District Soccer League, einer von europäischen Einwanderern geprägten Liga, dominierend war. Auch die Schoa-Überlebenden, die in den sogenannten DP-Camps auf ihre Emigration warteten, formierten sich bald zu Fussball-Teams, die in verschiedenen Regionalligen, sowie in der 1. Liga vertreten waren. Dieses vollkommen unbekannte Kapitel der Geschichte der Displaced Persons beleuchtet Jim G. Tobias durch die Auswertung der jiddischen Presse der DPs.

Peter Zinke widmet sich ebenfalls der Zeit nach 1945 und der Wiedergründung von Hakoach Wien, der ehemals größte jüdische Sportverein. In Gesprächen mit ehemaligen Aktiven arbeitet Zinke die antisemitische Grundstimmung der Nachkriegsjahre in Österreich heraus, die sich in Spielen gegen Hakoach entlud.

Fünf weitere Beiträge ergänzen das Jahrbuch um seinen Schwerpunkt. Kurt Schilde zeigt die Skrupellosigkeit der Finanzbürokratie im Nationalsozialismus exemplarisch anhand des jüdischen Ehepaars Elsbeth und Erich Frey aus Berlin, die enteignet, nach Theresienstadt deportiert und schließlich in Auschwitz ermordet wurden.

Ein ganz besonderes Kapitel deutsch-jüdischer Geschichte stellt Hans-Rainer Hofmann, Bürgermeister der Martkgemeinde Schopfloch, vor. Schopfloch, das im Landkreis Ansbach/Mittelfranken liegt, ist die Heimat einer mittlerweile fast ausgestorbenen jüdischdeutschen Sprache, Lachoudisch. Hofmann gibt einen kurzen Überblick zur jüdischen Geschichte Schopflochs und erklärt die Herkunft des Lachoudischen, das sich als Sprache bei den jüdischen und christlichen Viehhändlern durchsetzte. In Schopfloch sind bis heute etwa 200 lachoudische Wörter in Gebrauch, die im Jahrbuch tabellarisch aufgelistet sind.

Die Geschichte des ersten Jüdischen Museums, das 1895 in Wien eröffnet wurde, zeichnet Wiebke Krohn nach. Jutta Fleckenstein gibt einen ersten Einblick in das neue Jüdische Museum München, Andreas Brämer stellt das Institut für die Geschichte der deutschen Juden in Hamburg vor.

hagalil.com 07-07-06











 

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