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Zum 80. Todestag von Erich Mühsam

Er war Lyriker und Anarchist, Satiriker und Revolutionär, einer der führenden Köpfe der Münchener Räterepublik und unbeirrbarer Verteidiger von Menschlichkeit und Freiheit. Und er ist unvergessen – seine Werke werden immer wieder neu entdeckt, gelesen, diskutiert und neu vertont. Einige seiner Texte sind nach wie vor aktuell, andere zeitgeschichtlich bedeutend. Am 10. Juli 1934 wurde Erich Mühsam im KZ Oranienburg ermordet…

Im Verbrecher Verlag erschienen zuletzt das Lesebuch „Das seid ihr Hunde wert!“ sowie der 6. Band seiner „Tagebücher“ aus dem Jahr 1919.

Erich Mühsam
Erich Mühsam, geboren am 6. April 1878 in Berlin, war Dichter, Anarchist und politischer Publizist. Seit 1909 lebte er in München-Schwabing. Als zentrale Figur der Schwabinger Boheme war er befreundet mit Heinrich Mann, Frank Wedekind, Lion Feuchtwanger, Fanny zu Reventlow und vielen anderen. Mühsam war Mitarbeiter des Münchner Kabaretts und verschiedener satirischer Zeitschriften wie des Simplicissimus und der Jugend. Von 1911 bis 1919 gab Erich Mühsam in München die Zeitschrift Kain heraus. Er war maßgeblich an der Ausrufung der Münchner Räterepublik beteiligt, wofür er zu 15 Jahren Festungshaft verurteilt wurde. Als Sonderheft seiner Zeitschrift Fanal erschien 1932 kurz vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten seine programmatische Schrift Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat, mit dem Untertitel Was ist kommunistischer Anarchismus? versehen. 1933 wurde er noch in der Nacht des Reichstagsbrandes verhaftet und am 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg von der SS-Wachmannschaft ermordet.
Weitere Informationen unter: www.muehsam.de und www.erich-muehsam.de

Erich Mühsam: Das seid ihr Hunde wert!
Ein Lesebuch. Herausgegeben von Manja Präkels und Markus Liske
Broschur, 352 Seiten, 16 €, ISBN 978-3-943167-84-9, Bestellen?
Erschienen Mai 2014 im Verbrecher Verlag, auch als E-Book

Es ist nicht möglich, Leben und Werk Erich Mühsams zu trennen. Er war Bohemien, Dichter, Anarchist, Humorist, politischer Publizist, Dramatiker, bisexueller Erotomane, Revolutionär, selbst in größter Not unbeirrbarer Menschenfreund und schließlich eines der ersten prominenten Opfer der Nazis. 1933 wurde er noch in der Nacht des Reichstagsbrandes verhaftet und nach monatelanger Folter am 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg ermordet.
Aufgabe dieses Lesebuchs soll es sein, Mühsams lebenslangen Kampf »für Gerechtigkeit und Kultur« mit Texten aus seinem reichhaltigen Werk nachzuerzählen, die bis heute nichts an ihrer politischen Aktualität verloren haben. Neben einigen Mühsam-Klassikern enthält diese Sammlung auch bislang unveröffentlichte Gedichte, Auszüge aus längeren Werken, ausgewählte Briefe und die Beschreibung seiner letzten Tage aus der Feder seiner Frau Zenzl.

Markus Liske und Manja Präkels leben als freischaffende Autoren in Berlin. Bereits 2001 riefen sie das Berliner Erich Mühsam Fest als Forum für emanzipatorische Kunst und Politik ins Leben und gründeten 2009 die Gedankenmanufaktur WORT & TON. Gemeinsam mit Karsten Krampitz gaben sie 2011 die literarische Anthologie »Kaltland – Eine Sammlung« zu den Pogromen und Menschenjagden der Nachwendezeit heraus. Mit ihrer Band Der singende Tresen veröffentlichen sie im Juli 2014 das Album „Mühsam Blues“ mit neuen Vertonungen seiner Texte.

Erich Mühsam: Tagebücher. Band 6 / 1919
Herausgegeben von Chris Hirte und Conrad Piens
Leinen mit Leseband, 462 Seiten, 28 €, ISBN 978-3-940426-82-6, Bestellen?
Erschienen Mai 2014 im Verbrecher Verlag

Der Krieg ist vorbei, die Revolution am Ende: Ende April 1919. Seit zwei Wochen sitzt Mühsam im Zuchthaus Ebrach, nur allmählich dringen die Nachrichten von der blutigen Niederschlagung der von ihm mitbegründeten Münchener Räterepublik zu ihm durch. Im Tagebuch lässt er seinen Gefühlen freien Lauf: Schock, Entsetzen, Trauer, Wut. Er hält Rückschau, forscht nach den Ursachen des Scheiterns und beginnt seinen langen Kampf für die Vollendung der Revolution.

Sein Anarchismus wird auf eine harte Probe gestellt. Die Ereignisse haben ihn gelehrt, dass Idealismus, Friedenssehnsucht und Begeisterung nicht ausreichen, um eine herrschaftsfreie Gesellschaft zu errichten. Aber wie kann man die Revolution gegen Verrat, Lüge, militärische Gewalt verteidigen? Es muss gehen, befindet er, notfalls auch mit militärischen Mitteln. Doch jede Form von Obrigkeit, sei es in Gestalt einer Armee oder einer Partei, lehnt er ab. Zu Hilfe kommt ihm das Zauberwort von der „Diktatur des Proletariats“. Kann es auch dazu dienen, die Anarchie zu erkämpfen? Mühsam stellt Gemeinsamkeiten zwischen Bakunin und Lenin fest und entwirft eine Befreiungsstrategie, die ohne Kaderparteien und militärische Befehlshaber auskommt.

Zugleich führt er einen zähen Kleinkrieg gegen die bayerische Rachejustiz: Mit solidarischen Aktionen, Hungerstreik, Eingaben und Prozessen versucht er, für sich und seine Mitgefangenen menschenwürdige Haftbedingungen zu erzwingen. Doch leicht ist es nicht, die „Genossen“ zum gemeinsamen Handeln zu überreden…

Die Edition der »Tagebücher« Erich Mühsams:

Erich Mühsam hat 15 Jahre lang, von 1910 bis 1924, Tagebuch geführt und sein Leben festgehalten – ausführlich, stilistisch pointiert, schonungslos auch sich selbst gegenüber – und niemals langweilig.  Seine Aufzeichnungen aus den Jahren 1914 bis 1916 (Band 3 – Band 5) sind eine Chronik des I. Weltkrieges. Die historisch-kritische Ausgabe der »Tagebücher« wird von Chris Hirte und Conrad Piens herausgegeben. Sie erscheint in 15 Bänden im Verbrecher Verlag und zugleich als Online-Edition unter www.muehsam-tagebuch.de. Der Anmerkungsapparat im Internet bietet neben ergänzenden Materialien die digitalisierte Handschrift und umfassende Suchfunktionen, sowie ein Sach- und Personenregister, das in jeweils aktualisierter Fassung heruntergeladen und ausgedruckt werden kann.

Die Herausgeber:

Chris Hirtewar Mitherausgeber der Erich-Mühsam-Werkausgabe beim Verlag Volk und Welt (1978-1985). Seine Mühsam-Biografie erschien 1985 im Verlag Neues Leben. 1994 veröffentlichte er bei dtv München eine Auswahl aus den Tagebüchern. Seit 2009 arbeitet er gemeinsam mit Conrad Piens an der Gesamt­ausgabe der Tagebücher.
Conrad Piens ist Informatiker und Antiquar. Gemeinsam mit seiner Frau Irina betreibt er seit 1999 die Website www.muehsam.de, die u.a. eine umfassende Bibliografie zu Werk und Wirkung Erich Mühsams enthält. Neben der Herausgebertätigkeit sorgt er für die Aufbereitung der Tagebuchtexte für die Online-Edition und betreut die Website www.muehsam-tagebuch.de.