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Frauen im Widerstand 1933 bis 1945 in Düsseldorf

„In dieser Broschüre werden Frauen porträtiert, die im  nationalsozialistischen Düsseldorf  von 1933 bis 1945 Widerstand leisteten. Frauen,  die sich nicht von einem menschenverachtenden System vereinnahmen ließen, die für ihre Ideale einstanden, die das Richtige tun wollten – obgleich sie mit Sanktionen zu rechnen hatten, gar ihr Leben riskierten.“ So begründen die beiden Autorinnen Mareen Heying und Florence Hervé ihr Anliegen für ihre Publikation…

Rezension von Christiane Goldenstedt

Mehrheitlich kommen die hier vorgestellten Frauen, darunter auch Jüdinnen,  aus der Arbeiterbewegung (KPD), aber es werden auch Porträts von katholischen Widerstandskämpferinnen und Bibelforscherinnen vorgestellt. Häufig sind familiale  Zusammenhänge nachweisbar: Ehepaare (S. 62), Geschwister (S. 59) und Freundinnen leisteten gemeinsam Widerstand.   Sehr unterschiedlich waren die Aktionsformen: Abhören von Auslandssendern, Herstellen und Verschicken von illegalen Flugblättern und Schriften, Abhalten illegaler Versammlungen,  Sabotage in Betrieben und Arbeitsverweigerungen (S. 17), Aufnehmen und Verstecken von Verfolgten (Genossen/Juden) und Versorgung von Inhaftierten. Viele Frauen wurden aufgrund ihrer Widerstandstätigkeit in Schutzhaft genommen, deportiert und ermordet (z.B. die Jüdin Änne Neubeck in Auschwitz, S. 62). Misshandlungen und Folter waren nach einer Verhaftung an der Tagesordnung. So schildert das KPD-Mitglied Klara Schabrod ihre grauenvolle Nacht, die sie im SS-Keller in der Königsallee verbrachte (S. 75). Dort erlebte sie als Zeugin  Misshandlungen von Mitgefangenen, die mit Ochsenriemen bis zur Bewusstlosigkeit gequält wurden (S. 76).  Klara Schabrod wurde nach einem Aufenthalt im Düsseldorfer Frauengefängnis entlassen, aber ihr Ehemann Karl zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt und  erst nach der Befreiung entlassen (S. 77). Nach der Inhaftierung leisteten die Frauen weiterhin Widerstand, wie zum Beispiel die „halbjüdische“ Ärztin Doris Maase, die in den Konzentrationslagern Lichtenburg und Ravensbrück ihre Mitgefangenen medizinisch versorgte und die Moral der Gruppe aufrechterhielt. (S. 57).

Auch in der Emigration leisteten Frauen Widerstand, zum Beispiel in der „Travail allemand“ (Deutsche Arbeit). Die Frauen sprachen deutsche Soldaten an, horchten sie aus und versuchten sie als Verbündete zu gewinnen (S. 89). Sieben Frauen werden in der vorliegenden Broschüre genannt, die vorrangig in Frankreich, Belgien und Holland  Widerstand leisteten. So arbeitete die Jüdin Henny Dreifuss mit falschen Papieren im antifaschistischen Widerstand in Frankreich.  Sie brachte jüdische Kinder in französischen Familien unter und versteckte mit einer polnischen Genossin eine Österreicherin für drei Monate (S. 93). Henny Dreifuss kehrte  ohne Familienangehörige nach Düsseldorf zurück. Ihre Eltern wurden im Vernichtungslager Auschwitz, ihr Bruder in Majdanek ermordet und ihre Großmutter emigrierte  in die USA (S. 93).

Mareen Heying und Flornece Hervé greifen auf Zeitzeuginneninterviews und Archivmaterial aus dem Stadtarchiv und der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf und aus dem Landesarchiv Nordrhein-Westfalen zurück. Anhand des Foto- und Bildmaterials gelingt es den beiden Historikerinnen, den Widerstandskämpferinnen ein „Gesicht“ zu geben. Den menschenverachtenden Verhören der Gestapo steht der ungebrochene Widerstand der Frauen gegenüber: „Die Geschichte war so, dass Widerstand geleistet werden musste. Wir haben das alles aus Aufrichtigkeit getan. Wir konnten gar nicht anders.“ (Klara Schabrod, S. 77) Die Broschüre leistet einen sehr wichtigen Beitrag für die Aufarbeitung des Widerstands von Frauen aus Düsseldorf und vermittelt ein breit gefächertes Geschichtsbild.

Mareen Heying, Florence Hervé,  Frauen im Widerstand 1933 bis 1945, Düsseldorf, Köln 2012. (Hrsg. Wir Frauen e.V., Rosa Luxemburg Stiftung NRW e.V., ver.di Bezirk Düsseldorf und Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, Düsseldorf), Euro 9,90, Bestellen?