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„Entlastungszeug/-innen“?

Täterkinder, Täterenkel und ihr Umgang mit den deutschen Verbrechen…

Von Martin Jander (Berlin)

Manche Bücher bespricht man, weil sie exemplarisch zu loben sind. Andere wiederum aus genau entgegen gesetzten Gründen. Das Buch von Konstanze Hanitzsch mit dem Titel „Deutsche Scham“[1] gehört eindeutig zur zweiten Kategorie. Damit ist aber über das Buch immerhin auch gesagt, dass es nicht zu der auch noch existierenden dritten Kategorie von Publikationen gehört, den langweiligen, die nicht erwähnenswert sind. Langweilig ist die Studie von Konstanze Hanitzsch nicht, sie ist ärgerlich.

Die Literatur- Genderwissenschaftlerin, die mit der Arbeit ihren Doktortitel erworben hat, die Betreuer bewerteten die Arbeit mit „summa cum laude“, untersucht in ihrem Buch drei sehr interessante Kinder prominenter bzw. weniger bekannter Nazis. Es handelt sich um Niklas Frank[2], einen Sohn des von Zeitgenossen „Schlächter von Polen“ bzw. „Judenschlächter von Krakau“ genannten Chefs des Nazi Generalgouvernements in Polen, Hans Frank.[3] Weiterhin handelt das Buch von Beate Niemann[4], einer der Töchter des Massenmörders Bruno Sattler[5], der mit einer ´Einsatzgruppe` bis kurz vor Moskau vordrang und das Morden dann als Gestapo-Chef in Belgrad fortsetzte. Das dritte in dem Buch behandelte Täterkind ist Malte Ludin[6], eines der Kinder von SA-Obergruppenführer Hanns Ludin[7], dem Spitzenvertreter Nazi-Deutschlands bei der nur scheinbar vom Deutschen Reich unabhängigen Regierung der Slowakei und verantwortlich für die Deportation und die Ermordung von 60.000 slowakischen Juden.

Diese drei Nazi-Täterkinder sind deshalb interessant, da sie zu der nicht eben großen Gruppe von Nazi-Kindern gehören, die öffentlich von den Verbrechen ihrer Eltern und von den Opfern ihrer Verbrechen sprechen, die sich in ihren Publikationen und Filmen[8] von ihren Eltern abgewandt haben. Das ist durchaus nicht gewöhnlich. Eine größere Gruppe bekannter Nazi-Täterkinder spricht gar nicht oder rechtfertigt die Eltern.[9] Als das Buch Niklas Franks über seinen Vater 1993 in der Taschenbuchausgabe erschien, formulierte Ralph Giordano im Vorwort: „Vor Ihnen, liebe Leser, liegt keine leichte Lektüre, wohl aber eine einmalige – das vorausgeschickt. Es gibt, jedenfalls in der mir bekannten Literatur, kein zweites Beispiel für die Anklage eines Sohnes gegen den eigenen Vater, die sich neben die von Niklas Frank gegen Hans Frank stellen könnte.“[10] Zwar haben die Publikation von Beate Niemann und der Film von Malte Ludin nicht dieselbe öffentliche Aufmerksamkeit erlangt wie die Bücher Niklas Franks, an der Entschiedenheit ihrer Anklagen der Verbrechen ihrer Eltern kann jedoch auch bei ihnen für den Leser kein Zweifel bestehen.

„Entlastungszeug/-innen“?

Eben solche Zweifel aber nährt die Arbeit von Frau Hanitzsch. Die Generalthese der Autorin zu den drei untersuchten Täterkindern lautet, dass Niklas Frank, Beate Niemann und Malte Ludin bei den Lesern Scham auslösten, denn es gelänge ihnen nicht, den Zusammenhang zwischen der Täterschaft ihrer Väter und Mütter und der Vernichtung der europäischen Juden zu erklären.[11] Durch dieses Scheitern lösten die Autoren bei den Lesern nicht nur Scham aus, sie würden damit selbst zu „Schamzeug/-innen“[12] und auch zu „Entlastungszeug/-innen“[13] ihrer Eltern, bei denen die „Scham der Nachkommen die Schuld der Eltern“[14] überlagere. Die Publikationen von Frank, Niemann und Ludin hätten, so behauptet Hanitzsch, das Zeug dazu Teil eines „nationalen Opfermythos“[15] zu werden, der den Autoren wie den Lesern eine Opferrolle zuweise, besser gesagt ermögliche. Vereinfacht gesagt, die Autorin behauptet Frank, Niemann und Ludin könnten in naher Zukunft als Scham demonstrierende Täterkinder zum Leitbild der Deutschen werden, die durch die öffentliche Inszenierung dieser Scham, die Verbrechen selbst, die Leiden der Opfer und die Folgen der Verbrechen bis heute unsichtbar zu machen suchten. Diese Inszenierung der Scham hält Frau Hanitzsch, wie sie in der Einführung ihrer Arbeit erklärt, für das neue wirkmächtige Paradigma der deutschen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus.[16]

Homophob, frauenfeindlich und antisemitisch?

Um Niklas Frank, Beate Niemann und Malte Ludin als „Schamzeugen“ und „Entlastungszeugen“ ihrer Eltern vorzuführen, die der deutschen Gesellschaft erneut eine Selbstinszenierung als Opfer ermöglichen, bedient sich die Autorin sehr beliebter und dennoch schlicht unethischer Mittel. Sie konstruiert in ihrer Arbeit spekulative Psychogramme der drei genannten Autoren, die voller Auslassungen stecken, um die drei genannten Autoren als Beweisstücke für ihre These aufzubauen.

Niklas Frank konstruiert Hanitzsch mittels vielerlei Zitaten aus seinen Büchern und extensiver eigener Kommentierung als einen partiell homophoben, frauenfeindlichen und antisemitischen Verteidiger seines Vaters, der Hans Frank mit dessen eigenen Mitteln, nämlich „Antisemitismus, Homophobie und Frauenfeindlichkeit“[17] bestrafe und ihn als Opfer seiner dominanten Ehefrau bedauere. Als wahre Ursache nationalsozialistischer Täterschaft identifiziere Niklas Frank angeblich eine als liebesunfähig beschriebene Weiblichkeit.

Um Niklas Frank auf diese Weise vorzuführen, reißt Konstanze Hanitzsch Zitate aus dem Zusammenhang, andere lässt sie weg und wieder andere enthalten pure Unterstellungen. Niklas Frank hat in einem ausführlichen, bislang nicht veröffentlichten Brief, die sachlichen Fehler, die falschen Zitate sowie die Auslassungen bis hin zu den von Unterstellungen strotzenden Kommentaren aufgelistet. Zentral für Hanitzschs Beweisführung ist es, dass sie die früh beginnende Distanzierung des Sohnes vom Vater, später auch der Mutter und seinen Streit darüber mit seinen Geschwistern unterschlägt. Frank schreibt: „Ohne Zweifel hast Du von vornherein die Absicht gehabt, mich mit allen möglichen Ängsten vor Penetration durch den Vater oder meiner vergeblichen homoerotischen Liebe zu ihm auszustatten, um damit den von Dir selbst vorgegebenen Resultat Deiner so genannten wissenschaftlichen Untersuchung gerecht zu werden. Um das zu erreichen, musstest Du ganz entscheidende Szenen, die dem widersprechen, verschwinden lassen.“[18] Der 1939 geborene Niklas Frank verweist insbesondere darauf, wie ihm die 1945 und 1946 in den Zeitungen veröffentlichten Bilder aus den von den Alliierten befreiten Konzentrations- und Vernichtungslagern „jenen Schrecken eingehämmert haben, den ich bis zu meinem Lebensende täglich erlebe.“[19]

Wer die Bücher von Niklas Frank über seinen Vater, seine Mutter und über die lebenslange Debatte, die er mit seinem Bruder Norman über seine Eltern führte, noch nicht gelesen hat, dem seien sie hier ausdrücklich zur Lektüre empfohlen. Sie lösten bei ihrem Erscheinen das pure Entsetzen aus. Henryk M. Broder, der die Kritiken an dem Buch Der Vater damals für den Spiegel zusammenfasste, schrieb, er wisse von keinem Fall in dem ein Deutscher „das elterliche Erbe – vom geraubten Flügel bis zum arisierten Warenhaus – unter Hinweis auf die Herkunft des Erbes“ abgelehnt habe. Die Gleichgültigkeit vieler Deutscher den eigenen Opfern gegenüber werde „von der Entschlossenheit begleitet, aus den Verbrechen der Nazis den größtmöglichen Nutzen zu ziehen. Und da kommt nun eines dieser Nazi-Kinder daher, gibt zu, daß es dank seinem Vater ´königliche Kindertage` hatte, ist undankbar, nachtragend, rachsüchtig, verflucht den toten Vater, freut sich über dessen verdient grausigen Tod.“[20]

Dass Niklas Frank mit seinen Büchern zwar keine Doktortitel erwarb, mit seiner Anklage aber eben nicht einfach ein „schamloses Spektakel“[21] ablieferte, wie Hanitzsch das formuliert, sondern einmal kräftigen Durchzug im weitgehend ungelüfteten deutschen Nach-Shoah-Familiengedächtnis angeblasen hat, kann sie nicht erkennen.

„Scham“ oder „Fassungslosigkeit“?

Beate Niemann konstruiert die Autorin in ihrem Buch in einem ähnlich spekulativen Psychogramm aus Zitaten, Auslassungen und angefügten Kommentaren zu einem „Mahnmal Tätertochter“[22], die angeblich ihr eigenes Leiden in der Auseinandersetzung mit der erst nach dem Tod des Vaters von ihr erkannten kriminellen Karriere des Vaters und seiner Unterstützung durch ihre Mutter in den Vordergrund rücke.

Auch Beate Niemann hat in einem bislang nicht veröffentlichten ausführlichen Brief die vielen sachlichen Fehler, falschen Zitate und unterstellenden Kommentierungen von Hanitzsch aufgelistet. So zum Beispiel schreibt Hanitzsch: „Meine These ist, daß der von Beate Niemann verschiedentlich geäußerte Fassungsverlust ein Synonym der Scham darstellt.“[23] Beate Niemann weist dies zu Recht zurück: „Hier wird geurteilt, mit Deutungen versehen, ohne sich der Mühe zu unterziehen, mich und meine Beweggründe kennen zu lernen um dann, vielleicht, eine These zu wagen. (…) Welche Ausbildung in Psychologie und ähnlichen Fachbereichen hat Hanitzsch erhalten und mit Prüfungen abgeschlossen?“[24] Fassungslosigkeit bedeute für Niemann nicht Scham sondern, wie sin in ihrem Brief schreibt, „nicht alle erworbenen Kenntnisse auf einmal aufnehmen zu können, einiges erst einmal gedanklich zu verlagern, um dann, wenn ich mehr ertragen kann, es wieder hervorzuholen.“[25] Niemann deutet ihr eigenes Handeln so: „Unentwegt wird die Scham als Beleg für mein Handeln oder Nichthandeln herangezogen. Was mich jedoch bewegt und vorantreibt sind Wut und Aufklärungswille.“[26]

Konstanze Hanitzsch unterschlägt in ihrer Arbeit, dass Beate Niemann in ihrem Buch den Spuren ihres Vaters, so gut das einer nicht-professionellen Historikerin gelingen kann, folgt und ihren Erkenntnisprozess einschließlich der Denkblockaden und dem schon von Niklas Frank zitierten Entsetzen, das sie als Fassungslosigkeit bezeichnet, offenlegt. Meines Wissens existiert neben den Büchern von Niklas Frank keine andere Arbeit eines Nazi-Täterkindes, in dem so viel Mühe darauf verwandt wurde, die Verbrechen des Vaters zu rekonstruieren und in dem die Autorin hinter dieser Darstellung so weitgehend zurücktritt. Das Buch von und die beiden Filme über Beate Niemann zeugen zwar nicht die große Durchlüftung des deutschen Familiengedächtnisses an, die Niklas Frank mit seinen Büchern zum Ausdruck brachte und gleichzeitig beförderte. Die vielen Einladungen von Beate Niemann in Schulklassen, Universitätsseminare und zu Zeitzeugengesprächen sowie die vielen Ratsuchenden, die sich an sie wenden, zeigen jedoch an, wie groß die Nachfrage nach einer solchen Durchlüftung nach wie vor ist, die sie tatkräftig mitbefördert.

Verwandtschaft

Konstanze Hanitzsch kann oder will in ihrer Studie einen Zusammenhang nicht verstehen. Ralph Giordano hat ihn in seinem Vorwort zu dem Buch von Niklas Frank über seinen Vater Hans Frank so beschrieben: „Man kann aus allem, aus jeder Situation, jeder Position, aus jedem Verhältnis ´aussteigen`, kann sagen: ´Das will ich nicht mehr, damit habe ich weiterhin nichts zu tun, davon löse ich mich..` Nur aus einer Bindung, aus einer (kursiv im Original – d. Verf.) Verstrickung, geht das nicht – aus Verwandtschaft! Sag hundertmal: ´Du bist nicht mehr meine Mutter, meine Tochter, mein Sohn, mein – Vater!` Sag es, und Du bleibst doch, was Du warst und was Du bist. Auch wenn Du es nicht mehr sein willst, umsonst – da kommst Du nicht heraus. Das ist die Verzweiflung des Niklas Frank, denn dieser Vater war eines der größten Monster der Geschichte. Davon wird der Grundton des Buches bestimmt, davon sind die Kriterien des Autors geprägt.“[27]

Es ist die Verzweiflung, dieses Entsetzen oder auch diese Fassungslosigkeit von Niklas Frank und Beate Niemann, die Konstanze Hanitzsch zur Inszenierung von Scham umdeutet. Auch in der Darstellung des Films von Malte Ludin über seinen Vater Hanns Ludin verfährt Konstanze Hanitzsch in der bereits demonstrierten Weise. Sie deutet das artikulierte Entsetzen und die lesbare Fassungslosigkeit um, in den Versuch sich selbst durch die Demonstration von Scham zu einem Opfer, bzw. zu einem Entlastungszeugen zu stilisieren. Im Falle von Malte Ludin greift die Autorin auf die Geschichte einer Schwester von Ludin zurück, die an einer verzweifelten vermeintlichen Treue zu dem 1947 hingerichteten Vater zerbrach und aus Versehen oder in Absicht, dies ist ungeklärt, zu Tode kam. Die besondere Form der Darstellung dieser Geschichte in dem Film Ludins deutet Konstanze Hanitzsch als den Versuch das Bild des angeblich guten Vaters durch die Entwicklung einer melancholischen Haltung zu retten. Malte Ludin spielt in den Augen von Konstanze Hanitzsch in seiner Auseinanderseztung mit den Verbrechen des Vaters ein „Ping-Pong der Subjektwerdung“[28], in dem er vereinfacht gesagt, seine Gefühle in seine Geschwister auslagert und die ihn eigentlich bindende Melancholie über den Verlust des Vaters von sich abspaltet.

Im Kern interpretiert Konstanze Hanitzsch den Film von Malte Ludin, in dem er selbst vor und hinter der Kamera steht, als den Versuch „der sich selbst als Täterkinder bezeichnenden Nachkommen von Kriegsverbrecher/-innen, die Verbrechen der Eltern aufzudecken, diese mit dem Bild der guten Eltern zusammenzubringen und in der Familie eine Anerkennung der Schuld zu etablieren“[29] und, so könnte man diesen Gedanken verlängern, eben dafür auch Anerkennung zu erheischen.

Ausbruch aus dem Familiengedächtnis

Das Missverständnis von Konstanze Hanitzsch ist schwerwiegend. Sie interpretiert die Publikationen von Niklas Frank, Beate Niemann und Malte Ludin um. Das Entsetzen und die Fassungslosigkeit die diese drei Täterkinder in der Auseinandersetzung mit den Verbrechen ihrer Eltern zum Ausdruck bringen, ihre sicht- und hörbare Verzweiflung darüber, dass sie Kinder dieser Monster sind und daran auch nichts ändern können, deutet sie um in den Versuch, in der Öffentlichkeit dafür Anerkennung zu erheischen, in dem man dieses Entsetzen und diese Fassungslosigkeit zum Ausdruck bringt.

Das Grauen über die Verbrechen selbst, der Versuch Verantwortung zu übernehmen, den Toten soweit irgend möglich Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und durch sein Engagement heute eine Wiederkehr von Antisemitismus, Rassismus und anderen Formen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit zu ächten und sich dem entgegen zu stellen, einen großen Durchzug im deutschen Familiengedächtnis nach 1945 anzublasen, deutet sie um in den Versuch, sich selbst zum Opfer zu stilisieren und die Inszenierung von Scham zu nutzen, einen neunen nationalen Opfermythos zu kreieren.

Konstanze Hanitzsch tut das mit unzulässigen Mitteln. Sie baut an ihren Bildern von Niklas Frank, Beate Niemann und Malte Ludin durch Zitate, Weglassungen und Unterstellungen so lange herum, bis sie zu ihrer Generalthese über die neue Vergangenheitspolitik der Bundesrepublik nach dem Mauerfall passen. Hanitzsch baut ihre höchst spekulativen Psychogramme einzig und allein aus einigen Veröffentlichungen der genannten Autoren zusammen. Für jeden Psychoanalytiker ein höchst zweifelhaftes Verfahren.

Ich habe mich lange gefragt, bislang aber keine wirkliche Antwort darauf gefunden, was die Autorin dazu bewegt hat, ausgerechnet drei Täterkinder zur Demonstration dieser These auszusuchen, die sich erkennbar nicht in Rechtfertigung, Banalisierung oder Schönreden der Verbrechen ihrer Eltern wie der deutschen Gesellschaft üben. Auch wenn ich darauf keine wirkliche Antwort weiß, so finde ich gerade diesen Aspekt an ihrem Buch besonders kritikwürdig.

Soweit ich es verstehe hat die Autorin insbesondere eine Tatsache nicht verstanden, die jedoch für die Auseinandersetzung mit Täterkindern und ihrer Literatur zentral ist. „Sag hundertmal: ´Du bist nicht mehr meine Mutter, meine Tochter, mein Sohn, mein – Vater!` Sag es, und Du bleibst doch, was Du warst und was Du bist.“[30] So formuliert Ralph Giordano. Und weiter: „Auch wenn Du es nicht mehr sein willst, umsonst – da kommst Du nicht heraus.“ Das ist die Verzweiflung von Niklas Frank, Malte Ludin und Beate Niemann.

Frank, Ludin und Niemann kann zwar gelingen, aus den Irrgärten der deutschen Familiengedächtnisse auszusteigen, die Rechtfertigungen, Banalisierungen und anderen Formen der Entledigung von Verantwortung und Haftung für die deutschen Verbrechen hinter sich zu lassen. Sie bleiben aber natürlich weiter die Kinder oder Enkel der Verbrecher. Aber gerade diese drei Täterkinder, das will und kann Konstanze Hanitzsch nicht sehen, haben angefangen, die Tradierung von Hass und Gewalt, von Antisemitismus und Rassismus zu durchbrechen. Gerade diese drei als Propagandisten eines besonders fiesen neuen deutschen Opfermythos vorzuführen, zeugt davon, dass die Autorin mit der Materie, die sie behandelt, nicht wirklich vertraut ist und das ist noch sehr zurückhaltend formuliert. Langweilig ist mir bei der Lektüre des Buches von Konstanze Hanitzsch nicht geworden. Geärgert habe ich mich. Das habe ich bei den Publikationen von Frank, Niemann und Ludin nicht getan. Die kann ich nur empfehlen.

Konstanze Hanitzsch, Deutsche Scham – Gender, Medien, „Täterkinder“, Berlin 2013, 421 Seiten, 24 €uro, ISBN-10: 3863311310, ISBN-13: 978-3863311315.

 Replik zur Rezension


[1] Siehe: Konstanze Hanitzsch, Deutsche Scham – Gender, Medien, „Täterkinder“, Berlin 2013.
[2] Vgl. hierzu: Niklas Frank, Der Vater, München 1987; ders: Meine Deutsche Mutter, München 2005; ders.: Bruder Norman! „Mein Vater war ein Naziverbrecher, aber ich liebe ihn“, Bonn 2013.
[3] Vgl. hierzu: Dieter Schenk, Hans Frank, Frankfurt 2006.
[4] Vgl. hierzu: Beate Niemann, Mein Guter Vater, Berlin 2005. Vgl. auch die beiden Filme des Dokumentarfilmers Yoash Tatari über Beate Niemann: „Der gute Vater: Eine Tochter klagt an“ (90 Minuten, 2003) und „Mein Vater der Mörder – Eine Tochter klagt an“ (45 Minuten, 2003).
[5] Eine gut recherchierte Biografie Bruno Sattlers gibt es noch nicht, vgl. deshalb den Eintrag bei Wikipedia:  http://de.wikipedia.org/wiki/Bruno_Sattler
[6] Vgl. hierzu: Malte Ludins Film „2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß“ (85 Minuten, 2004).
[7] Vgl. hierzu: Malte Ludin: Kapitel über Hanns Ludin in Hermann G. Abmayr (Hrsg.), Stuttgarter NS-Täter. Vom Mitläufer bis zum Massenmörder, Stuttgart 2009 und Tatjana Tönsmeyer, Das Dritte Reich und die Slowakei 1939-1945, Paderborn 2003.
[8] Vgl. hierzu: Niklas Frank, Der Vater, München 1987; ders: Meine Deutsche Mutter, München 2005; ders.: Bruder Norman! „Mein Vater war ein Naziverbrecher, aber ich liebe ihn“, Bonn 2013. Beate Niemann, Mein Guter Vater, Berlin 2005. Vgl. auch die beiden Filme des Dokumentarfilmers Yoash Tatari über Beate Niemann: „Der gute Vater: Eine Tochter klagt an“ (90 Minuten, 2003) und „Mein Vater der Mörder – Eine Tochter klagt an“ (45 Minuten, 2003). Malte Ludins Film „2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß“ (85 Minuten, 2004).
[9] Vgl. hierzu: Norbert Lebert, Stephan Lebert, Denn Du trägst meinen Namen, München 2002.
[10] Zitiert nach: Vorwort von Ralph Giordano zur Erstausgabe im Taschenbuch 1993, in: Niklas Frank, Der Vater, München 2005, S. 5.
[11] Vgl. hierzu: Konstanze Hanitzsch, Deutsche Scham, Berlin 2013, S. 16ff., S. 379ff, S. 386ff
[12] Zitiert nach: Konstanze Hanitzsch, Deutsche Scham, Berlin 2013, S. 387.
[13] Zitiert nach: Ebenda.
[14] Zitiert nach: Ebenda.
[15] Zitiert nach: Ebenda.
[16] Vgl. hierzu: Ebenda, S. 16ff.
[17] Zitiert nach: Konstanze Hanitzsch, Deutsche Scham, Berlin 2013, S. 142.
[18] Zitiert nach: Seite 2 der Kopie des Briefes von Niklas Frank an Konstanze Hanitzsch (ohne Datum und ohne Seitenangaben), im Besitz des Verfassers.
[19] Zitiert nach: Seite 2 der Kopie des Briefes von Niklas Frank an Konstanze Hanitzsch (ohne Datum und ohne Seitenangaben), im Besitz des Verfassers.
[20] Zitiert nach: Henryk M. Broder, Diese Scheißbilder trage ich mit mir rum, in: Der Spiegel vom 6. Juli 1987, 41. Jg., Nr. 28, S. 166f.
[21] Zitiert nach: Konstanze Hanitzsch, Deutsche Scham, Berlin 2013, S. 51.
[22] Zitiert nach: Konstanze Hanitzsch, Deutsche Scham, Berlin 2013, S. 269.
[23] Zitiert nach: Konstanze Hanitzsch, Deutsche Scham, Berlin 2013, S. 223.
[24] Zitiert nach: Kopie nach Seite 6 des Briefes von Beate Niemann vom 18. November 2013 an die Betreuerinnen der Arbeit von Konstanze Hanitzsch an der Humboldt Universität, im Besitz des Verfassers.
[25] Zitiert nach: Ebenda.
[26] Zitiert nach: Kopie nach Seite 10 des Briefes von Beate Niemann vom 18. November 2013 an die Betreuerinnen der Arbeit von Konstanze Hanitzsch an der Humboldt Universität, im Besitz des Verfassers. 
[27] Zitiert nach: Vorwort von Ralph Giordano zur Erstausgabe im Taschenbuch 1993, in: Niklas Frank, Der Vater, München 2005, S. 5.
[28] Zitiert nach: Die Schwesternkrypta – als Subjektwerdungskatalysator, in: Konstanze Hanitzsch, Deutsche Scham, Berlin 2013, S. 373ff
[29] Zitiert nach: Konstanze Hanitzsch, Deutsche Scham, Berlin 2013, S. 367.
[30] Zitiert nach: Vorwort von Ralph Giordano zur Erstausgabe im Taschenbuch 1993, in: Niklas Frank, Der Vater, München 2005, S. 5.