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Historische Zeugnisse und Dokumente

ITS-Archiv präsentiert zweites Jahrbuch…

Nachdem das Archiv des ITS (International Tracing Service – Internationaler Suchdienst) in Bad Arolsen im November 2007 endlich für die Forschung zugänglich gemacht wurde, stehen der Wissenschaft rund 30 Millionen Dokumente über die NS-Verfolgung und deren Auswirkungen zur Verfügung. Die ursprünglich als Suchdienst für Verfolgte und Opfer des Nationalsozialismus gegründet Einrichtung versteht sich seit der Öffnung als ein internationales Zentrum für Dokumentation, Information und Forschung über die Verbrechen des NS-Regimes.

Daher gibt der ITS seit 2012 ein wissenschaftliches Jahrbuch heraus. Ziel der Publikation ist es, aktuelle Forschungsergebnisse zu vermitteln, die sich infolge der Auswertung von Dokumenten im hauseigenen Archiv ergeben haben sowie neue Ansätze in der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verfolgungs- und Vernichtungspolitik und deren Folgen zu thematisieren.

Während das erste Jahrbuch die Geschichte der sogenannten Todesmärsche, dem finalen Massenverbrechen der Nationalsozialisten, beleuchtete, wählten die Herausgeber in diesem Jahr den Titel „Überlebende – Erinnerungen –Transformationen“. Die Beiträge zu diesen drei Schlagworten setzen sich insbesondere mit den frühen Zeugnissen der Überlebenden auseinander. Da die Niederschriften „ein Scharnier zwischen dem ersten und dem für 2014 geplanten dritten Jahrbuch bilden“, das sich mit den Displaced Persons beschäftigen soll, wurde dieser etwas sperrige Titel gewählt. Der rund 400 Seiten starke Band gliedert sich in die Kapitel Erkenntnisse, Routen, Orte und Menschen, Literatur sowie Begegnungen und Nachrichten aus dem ITS.


Auf Anweisung der US-Militärs exhumieren Bürger aus Schwarzenfeld erschossene Juden des Todesmarsches. Unter dem Titel Schwarzenfeld: Tatort ohne Täter, Tatort ohne Opfer, Tatort ohne Tat thematisiert das neue Jahrbuch dieses Verbrechen. Foto: Public Domain (US National Archives and Records Administration)

Das Spektrum der behandelten Themen ist ebenso breit, wie die qualitative Spannweite der Texte: von wissenschaftlich fundierten Aufsätzen bis hin zu eher einfachen Erfahrungs- oder Erlebnisberichten. Einige Themen sind zudem bereits an anderer Stelle ausgiebig erörtert worden. Dennoch: Der Sammelband mit seinen 30 Beiträgen bietet einen reichen Überblick hinsichtlich der im ITS durchgeführten Projekte sowie des vorhandenen Archivmaterials und belegt, dass die Überlebenden des nationalsozialistischen Terrorregimes schon kurz nach der Befreiung nicht schwiegen, sondern ihre Erlebnisse und Erinnerungen ausgiebig dokumentierten. Ein Beispiel für diese frühen Zeugnisse sind die unzähligen Fragebogen, mit denen die Alliierten nach 1945 die Befreiten der Konzentrationslager befragten. Das im ITS archivierte Material gibt Auskunft über rund 800.000 Personen. (jgt)

Rebecca Boehling/SusanneUrban/René Bienert (Hg.), Freilegungen. Überlebende – Erinnerungen – Transformationen, Jahrbuch des International Tracing Service, Bd. 2, Wallstein Verlag Göttingen 2013, 396 Seiten, 29,90 €, Bestellen?