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Das Buch Thorsten

„Ralf zeugte den Günther. Günther zeugte den Bernd. Bernd zeugte den Jens. Jens zeugte den Uwe. Uwe zeugte den Harald. Harald zeugte den Thorsten…

Eines Tages ging Thorsten hin, um dem Herrn ein Fischstäbchen zu opfern. Da kam ein Engel zu ihm und sprach: „Menschenkind, opfere deinem Herrn kein zerstückeltes Lebewesen in einem Sarg aus Semmelbröseln, sondern opfere einen ganzen Fisch, so wie er erschaffen wurde!“ Thorsten aber erschrak nicht und sprach: „Das ist kein Sarg, das ist Panade!“ Und er blieb stur.“

So biblisch absurd kommt Thorsten im BUCH THORSTEN daher und verschwindet wieder. Denn er ist keineswegs die Hauptfigur des soeben erschienenen Buches, auch der Ich-Erzähler, der den Leser immer wieder wechselnd mal im höflichen Sie, mal im kumpelhaften Du anspricht, ist keine Hauptfigur. Dieses Buch hat nämlich keine echte Hauptfigur; es ist kein Roman im üblichen Sinne, sondern ein Hacktext: „Kulturphilosophische Wort-Buletten auf denen der Leser Rodeo reiten kann“ oder wie es in der offiziellen Ankündigung heisst: „Hacktext ist eine moderne Form der Kurzgeschichte: unverbindlich, U-Bahn-gerecht und unverschämt.“

Es gibt deshalb auch keine echte Geschichte, sondern nur kurze Sequenzen, deren Zusammenhang sich einem vermutlich auf gar keinen Fall erschließen soll….

Die Szenen sind bizarre philosophische Betrachtungen, alltägliche und politische Überlegungen und schließlich kurze, meist absurde Geschichten von Thorsten, Ich oder wem auch immer…

In einer dieser Szenen spendet der jüdische Ich-Erzähler seine Samen und rennt 10 Monate danach betört durch die Stadt, weil er in jedem Säugling seinen Nachkomen zu erblicken meint und spekuliert schließlich: „So, stellen Sie sich jetzt mal vor, der NPD-Chef Sachsens ist zeugungsunfähig und erfragt sich zufällig meine Kaulquappen für seine Alte. Der freut sich dann neun Monate lang auf so einen zweiten Gotenkönig Theoderich, nur um dann plötzlich einen Drillingspack Shlomos an der Backe zu haben!“

Mendelssohn X ist ein jüdischer Blogger aus Berlin, der sich zum Ziel gesetzt hat, mit seinem Hacktext die vorherrschende medial übersäuerte Bildungsmüdigkeit zu bekämpfen. Ob ihm das mit seinem Hacktext gelingt, kann man schwer absehen- es finden sich darin aber auf jeden Fall immer wieder kleine Bildungs-Häppchen wahlweise mit Zarathustrageschmack, Bibelsoße oder Schachnovellenblättchen…

Rezension von Ramona Ambs

Mendelsohn X, Das Buch Thorsten – 47 kulturphilosophische Wortbuletten aus reinem Hacktext, Taschenbuch, 116 Seiten, ISBN: 9783844241044, Euro 12,99, Bestellen?