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StaLag 1961: Pornographie und Holocaust

Einer der bemerkenswertesten israelischen Dokumentarfilme der letzten Jahre liegt nun auf DVD vor…

In dem äußerst spannenden Dokumentarfilm beschäftigt sich der 1972 geborene, israelische Filmemacher Ari Libsker mit zwei Ereignissen, die Israel in den 60er-Jahren aufwühlten: Dem massenhaft verbreiteten Erscheinen von pornografischen Groschenromanen, die in Lagern der Nazis spielten, und der ersten öffentlichen Auseinandersetzung mit den Verbrechen der Nazis im Zuge des Eichmann-Prozesses. Der Regisseur versucht in seinem Film, diesem auf den ersten Blick unerklärlichen Kulturphänomen auf den Grund zu gehen und bekommt erstaunliche Antworten, unter anderem auch von Autoren der „Stalag“-Heftchen.

Nach dem großen Erfolg des ersten pornografischen Taschenbuchs »Stalag 13«, das 1961 zur Zeit des Eichmann-Prozesses in Israel erschien, entwickelten sich diese reißerischen Heftchen schnell zum modernen Massenphänomen. Die Groschenromane formulierten dabei – in sich stetig steigernder Explizität – sadomasochistische Fantasien um Kriegsgefangene und Nazioffiziere in deutschen Stammlagern (Stalags) und brachen damit gleich zwei Tabus: Erstmals gab es in der sittenstrengen Gesellschaft Israels pornografische Literatur und gleichzeitig waren diese Heftchen neben dem Eichmann-Prozess die erste öffentliche Auseinandersetzung mit dem Holocaust.

Dass das eine stark mit dem anderen zu tun hatte, war offensichtlich: Oft wurden Details aus dem Eichmann-Prozess direkt in den Geschichten neuer „Stalag“-Heftchen aufgegriffen und auch in der Presse konnte man Bilder aus dem Prozess neben Coverabbildungen neuer Ausgaben finden. Ein bisher strikt eingehaltenes Tabu war gebrochen, was aber nicht von allen gutgeheißen wurde.

Zwei Jahre, nachdem die erste „Stalag“-Geschichte veröffentlicht wurde, schob der Staat dem weiteren Erfolg einen Riegel vor und ließ die Heftchen verbieten. Dass eine ganze Generation von Israelis jedoch bereits von der Lektüre dieser Heftchen geprägt wurde, ließ sich nicht mehr verhindern.

Welche Wahrnehmung der „Stalag“-Hefte ist geblieben? Wieso brach sich die Auseinandersetzung mit dem Holocaust in Israel genau auf diese Art und Weise Bahn?
Regisseur Ari Libsker lässt Verleger, Autoren und Journalisten zu Wort kommen und verwebt die mit präziser Kamera gefilmten Interviews geschickt mit Archivbildern.

Über den Kinofilm… | DVD bestellen? | Neue Visionen

»Ein genauso erhellender wie verstörender Film«
[BZ]
»Bemerkenswert«
[TAGESSPIEGEL]
»Aus der Montage von Archivbildern und Interviews, die Libsker mit Verlegern, Schriftstellern, Historikern und Journalisten führte, entwirft der Film das facettenreiche Bild einer tief gespaltenen Gesellschaft«
[BERLINER ZEITUNG]
»Es wird schlüssig erklärt, dass die Sexualisierung einer grauenvollen Erfahrung in der Fantasie helfen kann, erlebtes Grauen zu fassen und so damit weiterleben zu können. Wohltuend an der Dokumentation ist der unspektakuläre Ton, den Ari Libsker gewählt hat«
[FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND]
»Sehenswerte Dokumentation über die Produktion und Rezeption von Pornoheften im Israel der 1960er Jahre…«
[NEUES DEUTSCHLAND]
»Die Bilder dieses ebenso erstaunlichen wie hervorragenden Films sind dabei nicht grell, sondern dezent und immer an Aufklärung interessiert«
[MITTELDEUTSCHE ZEITUNG]
»Die spannende Doku beleuchtet ein tabubrechendes Kulturphänomen, das auf bizarre Weise die Auseinandersetzung mit dem Holocaust beflügelte«
[TV SPIELFILM]