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Jüdischer Almanach Liebe

In diesem Jahr widmet sich der jüdische Almanach dem schönsten Thema der Welt mit der gewohnten Vielfalt…

„Die Liebe ist der Zündstoff des Lebens“ konstatiert Sami Michael in seinem Eröffnungsbeitrag. Die Liebe pfeife auf künstliche Grenzen und sei grundsätzlich und wesenhaft demokratisch. Tatsächlich ist Grenzen überschreitende Liebe, zwischen Juden und Arabern, Moslems und Christen, zwischen Nationalisten und Kommunisten, auch das zentrale Thema des in Haifa lebenden Schriftstellers.

Die Liebe, speziell die Liebe zwischen Mann und Frau, betrachtet der Almanach aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln, es geht um „erotische, romantische, pragmatische und tragische Beziehungen“, so die Herausgeberin Gisela Dachs im Vorwort.

Dem Klassiker der erotischen Literatur, dem Hohelied Salomons, widmet sich Klaus Reichert in seiner Analyse des Hintergrunds, der Entstehungsgeschichte und der Semantik des Liedes. Eine andere Form der Liebe, eine platonische Verbindung, stellt Admiel Kosman mit seiner Neuinterpretation der Liebesgeschichte von Akiva und seiner Partnerin vor.

Drei Beiträge stellen Briefwechsel zwischen Verliebten vor, die nicht unterschiedlicher sein könnten und dennoch als große Gemeinsamkeit den intimen Austausch von Vertraulichkeiten haben. Michael A. Meyer macht den Leser mit den Briefen zwischen Moses Mendelssohns und seiner Verlobten Fromet Gugenheim bekannt. Marion Kaplan zeigt anhand der dreißig Briefe umfassenden Korrespondenz der aus Bayern stammenden Verlobten Jochanan Leser und Hendele den Übergang von der strikten traditionellen Familie zum langsamen Aufbrechen dieser Strukturen in ein individueller geprägtes Familienverständnis. In die Welt der Briefe Rosa Luxemburgs an ihre Geliebten führt Annelies Laschitza ein. Auch wenn fast drei Viertel der mehr als 2700 Briefen Rosa Luxemburgs an die von ihr geliebten Männer ging, sind darunter fast keine „reinen“ Liebesbriefe. Vielmehr „beinhalten sie auch Ansichten Rosa Luxemburgs zum Mensch- und Frausein allgemein, zu Werken und Tendenzen der Kunst und Literatur sowie Eindrücke über Naturphänomene.“

Liebe im Ghetto, nur scheinbar ein Widerspruch. Vielmehr sei das Zusammensein die einzige Möglichkeit gewesen, im Ghetto zu leben, sagte der 2009 verstorbene einstige Kommandeur des Aufstands im Warschauer Ghetto Marek Edelman einmal. Seine Sammlung kleiner Liebesgeschichten während der Schoa und ein Beitrag von Stefanie Schüler-Springorum zu Geschlechterbeziehungen im jüdischen Widerstand widmen sich diesem Thema.

Mehrere Beiträge greifen das Thema im Kontext Israels auf, darunter der unterhaltsame Dating-Überblick von Sabine Brandes und Benny Ben-Davids Beitrag zu Liebe im israelischen Film. Das leidige Thema der fehlenden Form einer Zivilehe in Israel greift Hanne Foighel auf und stellt „die Kunst der alternativen Hochzeit“ vor. Von „verborgenen Liebschaften in Sarona“ berichtet Gad Shimron, was zu den grenzüberschreitenden Lieben zurückführt. Shimron ist Autor des Romans „Die Geliebte des Templers von Emek-Refaim“, der die unmögliche Liebe einer aus Wien geflüchteten Jüdin und einem jungen deutschen Templer zum Thema hat.

Insgesamt ist auch in diesem Jahr wieder ein rundum kurzweiliger und mit den unterschiedlichsten Beiträgen angefüllter Almanach erschienen, der für jeden etwas bereit hält. Eine Tradition, die das Leo Baeck Institut Jerusalem als Herausgeber nun schon seit 1993 pflegt. Dies knüpft wiederum an eine alte Tradition an, die durch den Nationalsozialismus gewaltsam abgeschnitten wurde. Erstmals erschien ein Jüdischer Almanach im Jahre 1902. – al

Jüdischer Almanach. Liebe
Herausgegeben von Gisela Dachs im Auftrag der Leo Baeck Institute Mit zehn Photos von Nati Shochati
Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag 2010, Broschur, 199 Seiten, Euro 16,90, Bestellen?

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