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Abraham und seine Söhne: Das letzte Testament

Sam Bourne ist das Pseudonym für Jonathan Freedland (Jahrgang 1967). Der mehrfach ausgezeichnete Journalist ist Kolumnist beim »Guardian« in London und war für diese Zeitung auch Korrespondent in Washington. Seit fast zwanzig Jahren berichtet er über Nahost-Themen. Mit seinen Thrillern »Die Gerechten«, »Tag der Abrechnung« und »Das letzte Testament« stand er in England jeweils an der Spitze der Bestsellerliste. Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in London…

Ein rasanter Thriller um das uralte Geheimnis des Tempelbergs in Jerusalem

Ein kleiner Junge stiehlt ein Keilschrifttäfelchen aus dem Museum von Bagdad. Monate danach erschüttert eine brutale Mordserie Israel. Die Opfer sind allesamt Archäologen und Historiker – jene, die um die Geheimnisse der Vergangenheit wissen. Gibt es ein mörderisches Komplott, das zur Eskalation im Nahen Osten führen könnte? Washington schickt Starverhandlerin Maggie Costello nach Jerusalem. Von allen Seiten bedroht, jagt Maggie einer Spur nach, die zu uralten Schrifttafeln und zum letzten Willen Abrahams führt. Die Wahrheit kann Frieden bringen – oder Krieg auslösen…

»Sam Bournes Debüt ›Die Gerechten‹ war ein Bestseller. Auch ›Das letzte Testament‹ ist ein schneller Actionthriller mit markanten Charakteren und einer ausgeklügelten Story.«
Alex Dengler, www.denglers-buchkritik.de

«Ein spannender Thriller, der zeigt, wie einfach Frieden sein könnte!«
Tiroler Tageszeitung

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Aus dem Buch, zum Einlesen…

TEL AVIV, SAMSTAGABEND, MEHRERE JAHRE SPÄTER…
Die übliche Meute war gekommen: die Hardcore-Linken, die Männer, die ein Jahr durch Indien gereist waren und sich die Haare hatten lang wachsen lassen, und die Mädchen mit den Diamantsteckern in den Nasenflügeln – die Leute, die immer zu diesen samstagabendlichen Versammlungen kamen. Sie würden die vertrauten Lieder singen – Shir l’shalom, das Lied für den Frieden – und die bekannten Requisiten bei sich tragen: die Kerzen hinter der gewölbten Hand oder die Porträts des Mannes selbst, Yitzhak Rabins, des ermordeten Helden, der diesem heiligen Boden so viele Jahre zuvor seinen Namen gegeben hatte. Sie würden den inneren Zirkel auf dem Rabin-Platz bilden, ob sie nun Handzettel und Autoaufkleber verteilten oder leise Gitarre spielten und die Klänge in die warme, abendliche Mittelmeerluft wehen ließen.

Außerhalb dieses harten Kerns waren neuere, weniger vertraute Gesichter. Für die Veteranen dieser Friedenskundgebungen boten die Reihen der Mizrachim den überraschendsten Anblick: nordafrikanische Juden der Arbeiterklasse, die aus einigen der ärmsten Städte Israels hierhergekommen waren. Als israelische Wähler gehörten sie eigentlich zu den konservativen Hardlinern: »Wir kennen die Araber«, sagten sie gerne und bezogen sich dabei auf ihre marokkanische, tunesische oder irakische Herkunft. »Wir wissen, wie sie wirklich sind.« Sie waren hart und ständig misstrauisch gegenüber den palästinensischen Nachbarn Israels, und die meisten hatten den Linken, die auf solchen Kundgebungen auftauchen, lange Zeit nur Verachtung entgegengebracht. Aber jetzt waren sie hier.

Die Fernsehkameras – israelisches Fernsehen, BBC, CNN und alle anderen großen internationalen TV-Anstalten – schwenkten über die Menge hinweg und richteten sich auf Gesichter, die man hier nicht erwartet hätte, und auf Transparente in russischer Sprache, hochgehalten von Immigranten aus der alten Sowjetunion, die ebenfalls ein traditionelles Hardliner-Reservoir darstellten.
Ein NBC-Kameramann fand eine Einstellung, die seinen Regisseur vor Aufregung jauchzen ließ: Ein Mann mit einer Kippa, der von religiösen Juden getragenen Schädelkappe, stand neben einer schwarzen, äthiopischstämmigen Frau, und das Licht der Kerze in den Händen der Frau beleuchtete ihre beiden Gesichter.

Ein paar Reihen hinter ihnen, von der Kamera unbemerkt, stand ein älterer Mann. Er lächelte nicht, und sein Gesicht wirkte entschlossen und angespannt. Seine Hand tastete unter die Jacke: Es war noch da.
Auf der behelfsmäßig errichteten Plattform stand eine Reihe von Reportern, die ihrem Publikum überall auf derWelt die Szene beschrieben. Ein amerikanischer Korrespondent tönte lauter als alle andern.
Wir melden uns aus Tel Aviv – an einem, wie es heißt, historischen Abend für Israelis und Palästinenser. In wenigen Tagen werden die politischen Führer dieser beiden Völker in Washington im Weißen Haus zusammenkommen, um eine Vereinbarung zu unterzeichnen, die einen seit mehr als hundert Jahren andauernden Konflikt endlich zum Abschluss bringen soll.

Zur Stunde verhandeln beide Seiten hinter verschlossenen Türen in Jerusalem über das Kleingedruckte eines Friedensabkommens. Aber heute Abend verlagert sich das Geschehen hierher nach Tel Aviv.
Der israelische Premierminister hat zu einer Kundgebung unter dem Motto »Ken l’Schalom – Ja zum Frieden« aufgerufen – ein politischer Schachzug, der der ganzen Welt und den Zweiflern im eigenen Lande zeigen soll, dass er die nötige Unterstützung besitzt, um eine Vereinbarung mit den historischen Feinden Israels zu schließen.

Nun gibt es erboste militante Gegner, die behaupten, er habe kein Recht, Kompromisse zu schließen, wie sie heute Abend wohl am Verhandlungstisch erörtert werden – er habe kein Recht, das Westjordanland zurückzugeben, kein Recht, jüdische Siedlungen in den besetzten Territorien abzureißen, und vor allem kein Recht, Jerusalem zu teilen. Das nämlich, Tina, ist der größte Stolperstein. Israel hat bisher darauf bestanden, dass Jerusalem seine Hauptstadt bleiben müsse – eine ungeteilte Stadt in alle Ewigkeit. Für die Gegner des Premierministers ist das die Heilige Schrift, und gegen sie will er verstoßen. Aber warten Sie, Tina – ich glaube, ein israelisches Regierungsmitglied ist soeben eingetroffen …«

Es ging wie ein elektrischer Stromstoß durch die Menge. Tausende wandten sich der Bühne zu. Mit federndem Schritt trat der Vizepremier vor das Mikrofon. Er kündigte den Ministerpräsidenten an, ratterte seine Erfolge herunter, pries ihn als Mann des Friedens und streckte dann den rechten Arm aus, um ihn auf die Bühne zu bitten.
Und als er erschien, explodierte die riesige Menge. An die dreihunderttausend Menschen klatschten, trampelten und jubelten Beifall. Nicht ihre Liebe zu ihm brachten sie hier zum Ausdruck, sondern Liebe zu dem, was er tun wollte – was nach allgemeiner Übereinstimmung nur er tun konnte. Niemand sonst besaß die Glaubwürdigkeit, die erforderlichen Opfer zu bringen. In nur wenigen Tagen, hofften sie, würde er den Konflikt beenden, der das Leben jedes Einzelnen hier geprägt hatte.
Er war fast siebzig und bekannt als Held aus vier israelischen Kriegen. Die Orden, die er besaß, hätten auf seiner Brust keinen Platz gefunden… (Leseprobe Fischer-Verlag)…

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