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Alte Texte neu: Der Verlag der Weltreligionen

Der Verlag will sich mit den lebenden Religionen befassen, mit ihren Quellen und ihrer Tiefe, ihren Auswüchsen und Fanatismen. Fast erscheint es als sei der Verlag eine Fortsetzung des Buches von Ulla Berkéwicz, „Vielleicht werden wir ja verrückt„, in dem sie sich schon vor Jahren mit vergleichendem Fanatismus befasste…

Weltweit offenbaren die Völker ihre gefährlichste Gemeinsamkeit in einem archaisch anmutenden, blutigen Fundamentalismus. Seit dem 11. September 2001, 223 Jahre nach Lessings „Ringparabel“, scheint die Aufklärung in sich zusammenzustürzen, Religionen erneut den Marschbefehl auszugeben. In ihrem Buch forderte die spätere Suhrkamp-Chefin, dem „Verbund von technokratischem Nihilismus und archaischem Fanatismus“ mutig zu widerstehen.

Auch der noch junge Verlag untersucht die den drei Religionen – Judentum, Christentum, Islam – innewohnenden Gemeinsamkeiten und die bei allen vorhandene Tendenz zum Kollektivismus, zur Selbstaufgabe des Einzelnen. Es werden aber auch nicht-europäische Religionen, wie auch neuere Religionsbildungen in Afrika, Amerika, Japan, China, Korea und Indien berücksichtigt.

Die Religionen der Welt: Zur Eröffnung des Verlags der Weltreligionen erschien ein Almanach, herausgegeben von Hans-Joachim Simm, in dem das Gesamtprogramm detailliert vorgestellt wird, ergänzt durch Einführungen in die Religionen der Welt und Textproben sowie durch Essays zu einzelnen Religionen und zu aktuellen Themen.

»Das 21. Jahrhundert wird ein Jahrhundert der Religion sein, oder es wird nicht sein«, prophezeite André Malraux.

Das vergangene Jahrhundert hat Gott abgesetzt und die Profanisierung der Lebenswelt auf ihren Höhepunkt getrieben, nun scheint sich Malraux’ Prognose zu bewahrheiten. Existenz und Zukunftsängste sowie das Bedürfnis nach Orientierung führen zur Renaissance religiöser Überzeugungen und Glaubensformen. Religiöse Sujets spielen nicht nur in der Literatur, der bildenden Kunst, in Theater, Film und Fernsehen wieder eine Rolle. Die Erkenntnisse der Naturwissenschaften, insbesondere der Biowissenschaft und Genforschung, werden von Diskussionen über den Schöpfungscharakter der Natur und die ethischen Fragen nach dem Anfang und dem Ende von Leben begleitet. Zunehmend bestimmen religiöse Deutungsmuster auch politische und soziale Auseinandersetzungen. Noch nie waren die Chancen einer Begegnung der Weltreligionen so groß wie in unserer heutigen, globalisierten Welt; gleichzeitig wachsen die Bedrohungen durch religiösen Fanatismus und Fundamentalismus stetig. Mit seinen Publikationen will der Verlag der Weltreligionen einen Beitrag leisten zum Frieden, zur Verständigung zwischen den Völkern, zur gegenseitigen Achtung, zum Erkennen der Unterschiede ebenso wie der Übereinstimmungen und des gemeinsamen Ursprungs.

Der Verlag der Weltreligionen versteht sich als Verlag für die Edition der grundlegenden Schriften der Religionen der Welt und als Publikationsforum für die Darstellung und Diskussion religiöser Phänomene und Entwicklungen in Geschichte und Gegenwart. Sein Gegenstand sind die Religionen der Welt in ihrer gesamten Vielfalt, sowohl die heutigen als auch die historischen.

Der Verlag der Weltreligionen wird die religionsgeschichtlichen Quellenwerke und Darstellungen der Religionen der Welt zum erstenmal in umfassender Weise in deutschen Übersetzungen zugänglich machen. Viele wirkungsgeschichtlich bedeutsame Texte sind auf deutsch in neueren Ausgaben überhaupt nicht oder nur in schmalen Auszügen greifbar, andere sind nur in unzureichenden (Teil-)Übersetzungen vorhanden. Erst die Kenntnis der Originalquellen aber ermöglicht die angemessene Beurteilung religionsgeschichtlicher Entwicklungen in Vergangenheit und Gegenwart. Die Religionsschriften werden daher in zuverlässigen neuen Übersetzungen vorgelegt: die großen Bücher des Judentums, Christentums und des Islam, des Vedischen Brahmanismus, des Hinduismus, des Jainismus und des Buddhismus, des Konfuzianismus und Daoismus. Geplant sind in der Regel vollständige Ausgaben; in manchen Fällen wird nur eine Auswahl aus umfangreichen Quellensammlungen realisierbar sein.

Michael Krupp
Einführung in die Mischna

Die Mischna
Festzeiten – Seder Moed

Die Mischna
Frauen – Seder Nashim

Die Mischna
Schädigungen – Seder Neziqin
Alle aus dem Hebräischen übersetzt und herausgegeben von Michael Krupp

Gerold Necker
Einführung in die lurianische Kabbala | Vorstellung auf haGalil

Buch der Schöpfung – Sefer Jezira
Aus dem Hebräischen übersetzt und herausgegeben von Klaus Herrmann

Moshe Idel
Kabbala und Eros
Aus dem Englischen übersetzt von Elke Morlok

Hans Jonas
Gnosis – Die Botschaft des fremden Gottes

Das Buch Hiob
Dichtung als Theologie

Das Hohelied – Lied der Lieder von Schelomo
Aus dem Hebräischen übersetzt, nachgedichtet undherausgegeben von StefanSchreiner.

Wozu Gott?
Religion zwischen Fundamentalismus und Fortschritt
Herausgegeben von Peter Kemper, Alf Mentzer und Ulrich Sonnenschein

Ulla Berkéwicz
Vielleicht werden wir ja verrückt | Vorstellung in haGalil
Eine Orientierung in vergleichendem Fanatismus

*) Ulla Berkéwicz lebt in Frankfurt am Main. Sie ist Schriftstellerin und seit 2003 Verlegerin des Suhrkamp Verlags. 1982 erschien ihr erstes Buch Josef stirbt.
Der Essay Vielleicht werden wir ja verrückt erschien erstmals 2002.