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Stellt mir eine Frage – ein Roman von Steven Bloom

Es ist ein wunderbares Buch. Mehr muss man eigentlich gar nicht schreiben, denn dieser Satz sagt alles, was man zu diesem Buch wissen muss"

Rezensiert von Ramona Ambs

Aber natürlich kann man auch noch mehr erzählen! Zum Beispiel davon, wie irre es ist, bei einem deutschsprachigen Buch stets das Gefühl zu haben, es in englisch zu lesen. Es wurde ausgesprochen gut übersetzt. Denn es ist diese Sprache, die den Leser atmosphärisch nach New York- Brooklyn und in die Fünfziger Jahre versetzt.

Dort treffen sich die Protagonisten des Werks: Archie Feinstein, Meyer Woolf, Izzy und ein paar weitere Freunde – allesamt der Verfolgung durch die Nazis entkommen – in Sams Cafeteria um über Gott und die Welt zu debattieren. Ihre Themen reichen vom Koreakrieg über die Liebe bis hin zu Rassismus und Baseball. Und während sie also sämtliche Weltprobleme lösen- und zwar jeder mit seiner eigenen Art- kämpfen sie mit alltäglichen Sorgen und Nöten.

Und immer wieder holt sie die Vergangenheit ein. Izzy, der Boxer, der nun nur noch auf seiner Konzertina spielt, besucht, auf der Suche nach Liebe, immer wieder Frauen, um mit ihnen Sex zu haben- da ist die Frau, die ein Kreuz um den Hals trägt, die Frau, die so viele Witze kennt und einige käufliche Frauen- aber nie gelingt es ihm, einfach nur Sex zu haben. Mal will er über Gott reden, mal reden die Frauen über ihre Not oder über die Juden, die sie schon gehabt hatten. Zum Sex kommt es eher selten. Archie Feinstein leidet unter seiner Frau und wird als Taxifahrer immer wieder übers Ohr gehauen; und Meyer Woolf trägt traurig seine Frau zu Grabe und stirbt am Ende selbst.

All diese kleinen und grossen Geschichten werden von aberwitzigem Humor begleitet, von einfachen Witzen, die Archie im Taxi gehört hat, vom pointierten Schlagabtausch zu einem Thema oder von bitter vorgetragenen antisemitischen Witzen, bei denen einem das Lachen nicht mal im Halse stecken bleibt, weil es bereits in der Magengrube hängen geblieben ist.

Aber genau dieses Zusammenspiel macht den unglaublichen Reiz des Buches aus. Selten habe ich ein so gelungenes Stimmungsbild – inhaltlich wie sprachlich- gelesen. Und selten lagen Lachen und Weinen beim Lesen so dicht beieinander. Und gerade deshalb kann man nur sagen: Es ist ein wunderbares Buch.

Steven Bloom: Stellt mir eine Frage
Roman, Aus dem Englischen von Silvia Morawetz
geb., 160 Seiten, Wallstein Verlag 2009
Euro 16,00
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>> Leseprobe

Wer den Autor, seine Übersetzerin und das Buch einmal erleben will, hat dazu folgende Gelegenheiten:

Lesung mit Steven Bloom und Silvia Morawetz (Übersetzerin)
Termin: 02.04.2009 um 20:00 Uhr
Veranstaltungsort: Heidelberg, DAI

Lesung mit Steven Bloom und Silvia Morawetz (Übersetzerin)
Termin: 04.05.2009 um 19:30 Uhr
Veranstaltungsort: Stuttgart, Stadtbücherei