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Pressespiegel: Lieber spät – als gar nicht

Die Presse in Deutschland, Frankreich, Israel disktiert über Bodenoffensive, Feuerpause, europäische Vermittlung…

In Israel Hayom schreibt der ehemalige Kommandeur des Heeres, Reservegeneral Yiftach RonTal: Ohne Bodenoffensive ist die Aktion sinnlos

Die Aktion „Gegossenes Blei“ kann keine wesentlichen Erfolge bringen, wenn sie sich auf die Luftgangriffe beschränkt. Um eine neue Realität im Süden zu schaffen, müssen Bodentruppen Gebiete innerhalb des Gazastreifens einnehmen, um eine Kontrolle über die zentralen Abschussgebiete zu ermöglichen. Ich glaube nicht, dass eine Einnahme des gesamten Gazastreifens erforderlich ist. Aber nur durch eine Bodenaktion kann eine systematische Zerstörung der Terror-Infrastrukturen erzielt werden…

La Presse de la Manche in Cherbourg wünscht sich Ruhe, damit Europa sich zum Neujahr wohl fühlen kann

Es geht nicht darum herauszufinden, wer Recht oder Unrecht hat, sondern darum, das Massaker zu beenden. Das entspricht der tiefgreifenden und stetigen Überzeugung Frankreichs, die die der Europäischen Union und der Vereinten Nationen geworden ist: Die Lösung wird niemals militärisch zu erzielen sein, sondern durch Diplomatie, durch Verhandlungen, die auf der gegenseitigen Anerkennung von zwei Völkern beruhen…
Israel und die Hamas sollten diese Waffenruhe akzeptieren, die sich Europa dauerhaft wünscht. Auch wenn sie nur vorübergehend ist, wäre dies ein positives Signal an die Welt zum Beginn eines neuen Jahres…

Henryk M. Broder erklärt im Interview mit Bild, warum sich die Europäer lieber heraushalten sollten…

BILD: Die Vereinten Nationen fordern einen Stopp der Angriffe, überall in der Welt gibt es Proteste, werden israelische Fahnen verbrannt…
Broder: …ich habe die Berichte im deutschen Fernsehen gesehen und mein Eindruck ist ein anderer: Offenbar kapieren inzwischen auch hartnäckige Friedensfreunde in Europa, dass Israel keine andere Wahl hatte. Die Welt sieht seit Jahren ungerührt zu, wie die Hamas Hunderttausende Israelis bedroht und bombardiert. Andererseits nimmt die terroristische Hamas im Gazastreifen auch Hunderttausende ihrer eigenen Leute als Geiseln für ihre Ziele.

BILD: Was kann Deutschland, was kann Europa tun, um zu helfen?
Broder: Nichts! Europas Initiativen — von Fregatten der Bundeswehr vor der libanesischen Küste bis zu Frankreichs idiotischer „Mittelmeerunion“ — haben bisher nichts bewirkt. Europa sollte sich deshalb raushalten! Auch mit Vorschlägen, Israel müsse die Offensive stoppen und sich endlich mit Hamas an den Verhandlungstisch setzen. Das Einzige, was Israel mit diesen Leuten verhandeln könnte, wäre der Zeitpunkt der Selbstzerstörung Israels.

Pierre Heumann analysiert im Spiegel die gestiegenen Chancen des erfolgreichen Verteidigungsministers Ehud Barak

Bis zum Angriff auf Gaza hatte Barak nur geringe Chancen, mit seiner Partei zur Nummer eins aufzurücken. Abgeschlagen liegt er auf dem dritten Platz hinter Oppositionsführer Benjamin Netanjahu und Aussenministerin Zipi Livni. Aus Verzweiflung über sein schlechtes Abschneiden bei Meinungsumfragen nahm er in der vergangenen Woche sogar das Angebot an, in der Satiresendung „Ein wunderbares Land“ aufzutreten, einer bitterbösen Show nach britischem Vorbild. Er träume von einer Zeit, in der nur noch wenige Kassam-Raketen in Israel niedergehen würden, verspotteten die Satiriker den Verteidigungsminister.
Doch auf schauspielerische Einsätze kann Barak jetzt verzichten. Die Sicherheit des Landes hat im politischen Diskurs derzeit einen besonders hohen Stellenwert. Davon könnte Barak bei den nächsten Wahlen wie kein Zweiter profitieren. Wenn die Bürger ihm seine Behauptung abnehmen, er habe dazugelernt.

Auch Moshe Zuckermann sieht im Gespräch mit „Neues Deutschland“ den Zusammenhang zwischen Krieg und Wahlkampf…

Die Eskalation hat nicht zuletzt mit dem Wahlkampf zu tun: Livni will sich als sicherheitsorientierte Politikerin profilieren. Barak will für seine untergehende Arbeitspartei und sich selbst politisches Kapital herausschlagen. Beängstigend wieder der allgemeine, auch mediale Konsens, wobei man freilich vorsichtiger geworden ist; man posaunt nicht wieder so herum wie zu Beginn des zweiten Libanonkrieges…

Wenn in Deutschland laute „Bravo!“-Rufe und andere Kriegseuphorie aus dem „Israel-solidarischen“ Lager zu vernehmen ist, empfinde ich Ekel. Den Ekel, den ich schon immer empfunden habe, wenn sich der furor teutonicus aus der Ferne am Opferleid von anderen ergötzt hat. Mit Israel-Solidarität hat das gar nichts zu tun. Unter gewandelten historischen Umständen werden sich diese Tanzfreudigen am Untergang von Juden genauso delektieren. Sie verkörpern all das, was man sich klischierterweise als Deutsche vorstellt — sie sind eben die deutschesten aller Deutschen…