- Bücher – nicht nur zum Judentum - https://buecher.hagalil.com -

Sima Vaisman: In Auschwitz

Über Auschwitz wurden ganze Bibliotheken geschrieben, es gibt Zeitzeugenberichte, Forschungen von Historikern, Romane und sogar Comics. Wer sich viel mit dem Thema beschäftigt, kann nicht anders, als sich mit nüchternem Blick zu nähern, ansonsten ist Auschwitz zu grauenvoll, zu unfassbar. Und doch gibt es immer wieder Texte, die auch den abgebrühtesten Leser im Tiefsten, im Herzen und in der Seele treffen. Sima Vaismans Zeitzeugenbericht ist so ein Text…

Sima Vaisman wurde 1903 in der Nähe von Kischinew geboren. Nach einem Medizinstudium in Bukarest, ging sie in den 30er Jahren nach Paris, wo sie als Dentistin arbeitete. 1930 heiratete sie Pinkas Vaisman, der 1937 mit nur 33 Jahren starb. Das Paar hatte keine Kinder. Zu Beginn des Krieges flüchtete Sima Vaisman nach Lyon. 1942 wurde sie in Mâcon verhaftet, kam in verschiedene Lager und wurde schliesslich im Januar 1944 nach Auschwitz deportiert. Durch ihre medizinische Ausbildung wurde sie im Lager las Ärztin eingesetzt. Mit dem Vorrücken der Alliierten wurde sie nach Ravensbrück deportiert und erlebt die Befreiung durch die Russen schliesslich im Aussenlager Neustadt-Glewe.

Ihren Bericht schrieb Sima Vaisman acht Tage nach der Befreiung nieder. Sie kehrte nach Paris zurück und arbeitete wieder als Zahnärztin. Sie sprach nie über ihre Erlebnisse in den Todeslagern. Erst 1983 entdeckte ihre Nichte zufällig das Manuskript und leitete es an Serge Klarsfeld weiter, der es daraufhin veröffentlichte. Nach der französischen, amerikanischen und italienischen Ausgabe erscheint der Texte nun erstmals auf Deutsch.

Klarsfeld, der zu den bedeutendsten und erfolgreichsten Aktivisten bei der Verfolgung und Entlarvung von Naziverbrechern gehört, lieferte für die im Lilienfeld erschienen deutschen Ausgabe auch ein Nachwort. Er fasst darin prägnant die Besonderheit des Berichts von Sima Vaisman zusammen: „Sima versteht es nicht nur zu erklären, wie das System Konzentrationslager funktioniert hat, ihre Beschreibungen sind vielmehr höchst eindrücklich und unvergesslich – vielleicht auch deshalb, weil sie von sich selbst abstrahiert. (…) Niemand hat wie sie die Szenen der Entlausung, die Selektionen für die Gaskammern im sogenannten Krankenhaus, dem „Revier“, und das Verhalten der zum Tode Verurteilten wiedergegeben.“

Der Bericht von Sima Vaisman enthält auf achtzig Seiten alles, was man wissen muss, um die Schoah zu verstehen, die Schoah aus Sicht der Juden, der Opfer, der Zeugen.

Sima Vaisman: In Auschwitz. Das Protokoll einer jüdischen Ärztin nach der Befreiung
Mit einem Nachwort von Serge Klarsfeld
Aus dem Französischen von Daniele Raffaele Gambone
ca. 100 Seiten, Halbleinen, 12,5 × 20,5 cm, Euro 17,90
Bestellen?