Jakob Wassermann:
Mein Weg als Deutscher und Jude
Mit einem Nachwort von Marcel Reich-Ranicki
Jüdischer Verlag im Suhrkamp 2005
Euro 19,80
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Jakob Wassermann:
Mein Weg als Deutscher und Jude
Jakob Wassermann zählt zu den erfolgreichsten
Schriftstellern deutscher Sprache in der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts. Seine Romane, wie "Caspar Hauser oder die Trägheit des
Herzens", "Das Gänsemännchen" oder "Der Fall Maurizius", fanden breites
Echo und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Der Jüdische Verlag
bei Suhrkamp legt nun eine Neuausgabe von Wassermanns autobiografischem
Essay "Mein Weg als Deutscher und Jude" vor.
Wie Marcel Reich-Ranicki in seinem Nachwort betont, war
Wassermann ein "leidenschaftlicher Erzähler, ein Romancier und
Novellist", der sich wenig an aktuellen Diskussionen und
Auseinandersetzungen beteiligte, wenig in Zeitungen und Zeitschriften
publizierte. Ein Thema jedoch lag ihm so sehr am Herzen, dass er es in
diesem Essay behandeln musste: sein Judentum.
Nur selten ist die Zerrissenheit, die Komplexität und
Ernüchterung deutscher Juden eindringlicher beschrieben worden als in
Jakob Wassermanns Schrift. Sein Judentum, seine Existenz als Jude, sei
der problematischste Teil seines Lebens, über den er daher Rechenschaft
ablegen möchte, heißt es zu Beginn. Dabei meint Wassermann jedoch sein
Leben als "deutscher Jude", "zwei Begriffe, die auch dem Unbefangenen
Ausblick auf Fülle von Mißverständnissen, Tragik, Widersprüchen, Hader
und Leiden eröffnen". Ein deutscher Jude sei "mit seiner Doppelliebe und
seinem Kampf nach zwei Fronten (...) hart an den Schlund der
Verzweiflung gedrängt".
Hoffnung auf ein Umdenken der Deutschen lässt
Wassermann übrigens nicht: "Es ist vergeblich, das Volk der Dichter und
Denker im Namen seiner Dichter und Denker zu beschwören. Jedes
Vorurteil, das man abgetan glaubt, bringt, wie Aas die Würmer, tausend
neue zutage. Es ist vergeblich, die rechte Wange hinzuhalten, wenn die
linke geschlagen worden ist. Es macht sie nicht im mindesten bedenklich,
es rührt sie nicht, es entwaffnet sie nicht: sie schlagen auch die
rechte."
Wie Recht Jakob Wassermann mit diesem Urteil
von 1921 haben sollte, musste er selbst noch erleben. Im März 1933 trat
er aus der Preußischen Akademie der Künste aus und kam damit dem für Mai
geplanten Ausschluss zuvor. Jakob Wassermann starb 1934 in Altaussee an
einem Herzinfarkt.
Sein autobiografisches Essay bleibt ein
eindringliches Zeitdokument, das Ausgrenzung und Judenhass erschreckend
aktuell beleuchtet.
al / hagalil.com
15-01-06 |