Lily Brett:
Alles halb so schlimm!
Suhrkamp Taschenbuch 2004
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Lily Brett:
Alles halb so schlimm!
Die Originalausgabe ist 1990 unter dem Titel "Things
could be worse" erschienen, nun liegt eine neue Taschenbuchversion von
Lily Bretts "Alles halb so schlimm!" vom Suhrkampverlag vor. Der Roman
mit autobiographischer Grundlage schildert das Leben jüdischer
Shoah-Überlebender in Melbourne.
Lily Brett wurde 1946 in Deutschland in einem Lager für
Displaced Person geboren. Ihre Eltern hatten im Ghetto von Lodz
geheiratet, wurden in Auschwitz getrennt und fanden sich zwölf Monate
später wieder. 1948 wanderte die Familie nach Australien aus. Mit
neunzehn begann Lily Brett als Journalistin für ein Rockmagazin zu
arbeiten. Heute lebt sie in New York und ist mit dem australischen Maler
David Rankin verheiratet. In ihrem Essayband "Zu sehen" erzählt Lily
Brett die eigene Jugend, von ihren massiven Gewichtsproblemen, der neuen
Lebensphase in New York, der Aufarbeitung des Traumas durch den
Holocaust.
Die autobiographischen Grundlagen finden sich auch in
"Alles halb so schlimm!". Josl und Renia Bensky kommen als Überlebende
der Shoa nach Australien. In Melbourne hat sich eine Gruppe von
Überlebenden gefunden, die zusammen die Freizeit verbringt, in Urlaub
fährt, Einkäufe tätigt. In dieser Umgebung wächst Lola Bensky auf, eine
Umgebung, die eine heile Welt zeigen und leben möchte, jedoch ständig
von der Erinnerung an das Grauen eingeholt wird.
Der Roman folgt Lolas Lebensweg, ihren
Gewichtsproblemen, ihrer ersten Ehe, ihrem vor sich Hinleben: "Fast ihr
ganzes Erwachsenenleben hindurch was es Lola schwergefallen,
aufzuwachen. Sie erging sich in Tagträumen beim Putzen, beim Autofahren,
beim Lesen und beim Fernsehen und wenn andere mit ihr sprachen." Und
schließlich von der Veränderung und dem Beginn der
Auseinandersetzung mit dem Schicksal ihrer Eltern.
Lily Brett schreibt bescheiden, einfach. Ihre Romane
zeichnen sich nicht durch große Worte oder komplizierte Handlungen aus.
Die Qualität von Lily Bretts Büchern liegt in der Offenheit und der Nähe
zur Realität, in der die Autorin selbst aufwuchs. Der eigene Weg ist es,
der Lily Brett über Lola schreiben läßt: "Sie konnte sehen, was sie
jahrelang nicht hatte sehen wollen: daß sie hier zu Hause war. Dies war
eine familiäre Welt. Sie verstand ihre Sprache, ihre Eigenheiten, ihre
Anspielungen und ihre Absichten."
al / hagalil.com
06-05-04 |