
Jan Zobel:
Volk am Rand.
NPD: Personen, Politik und Perspektiven der Antidemokraten
edition ost 2005
Euro 9,90
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Buch zur NPD:
Volk am Rand
Von Max Brym
Im Verlag "edition ost" erschien das Buch "Volk am
Rand" von Jan Zobel mit dem Untertitel "NPD: Personen, Politik und
Perspektiven der Antidemokraten." Jan Zobel kennt die NPD gut, 1993 trat er
den "Jungen Nationaldemokraten" und der NPD bei. Er baute den Hamburger
Landesverband der JN auf und war deren Vorsitzender bis zu seinem Austritt
aus der Partei Anfang 1997. In jener Zeit hatte Zobel intensive Kontakte zu
heutigen Führungskräften der NPD und zu einigen jetzigen
Landtagsabgeordneten in Sachsen.
In Düsseldorf machte Zobel eine Lehre als Bürokaufmann und
war Geschäftsführer verschiedener rechter Unternehmen. Sein definitiver
Ausstieg aus der rechten Szene erfolgte über das Hamlet-Projekt von
Christoph Schlingensief im Jahr 2001. Das Buch von Zobel gewährt in der Tat
einen guten Einblick in die Struktur und Organisation der NPD. Daneben
erfährt man viel über die charakterliche Beschaffenheit von
NPD-Führungskräften. Er schildert Holger Apfel (Fraktionsvorsitzender der
NPD in Sachsen) als Mensch der keinerlei Berührungsängste mit offenen
Verherrlichern des NS-Regimes hat und dem es auch nichts ausmacht, mit
offenen Naziterroristen unter einem Dach zu wohnen.
Die ehemalige Zentrale der "Deutschen Stimme" befand sich
im bayrischen Sinning im Haus eines ehemaligen Mitgliedes des
Wehrsportgruppe Hoffmann, der wegen Sprengstoffvergehen bestraft wurde. Im
Haus von Apfel lebte Didier Magnien, jener gibt gegenwärtig den Kronzeugen
gegen Martin Wiese und die Kameradschaft Süd wegen dem geplanten
Sprengstoffanschlag auf das jüdische Kulturzentrum in München. Zobel
beschreibt Magnien als einen aktiven Agenten des Verfassungsschutzes, der
Intellekt hat und wirft die Frage auf, inwieweit es sich bei vielen
neonazistischen Gruppierungen nicht um Veranstaltungen des
Verfassungsschutzes handelt.
Irritationen beim Lesen
In weiten Passagen des Buches denkt man, Zobel wäre nur
ein "oppositioneller Nationalist". Seinen Konflikt mit der NPD begründet er
damit, dass er zusammen mit seinem Freund André Goertz für einen modernen
liberalen Nationalismus eingetreten sei. Was das gewesen sein soll,
verschweigt Zobel dem Leser, er macht nur klar, dass sie mit NS-Romantikern
nichts zu tun haben wollten. Später jedoch wird in dem Buch deutlich, dass
sich Zobel tatsächlich von rechten Denkmuster verabschiedet hat. Er bringt
viele Beispiele, in wieweit das Gedankengut der NPD, ohne unter dem
NPD-Level zu laufen, in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Seine
Tätigkeit in rechten Unternehmen brachte ihn in Verbindung mit Balko
Hoffmann, Jürgen Möllemann und mit Hans Jürgen, Oberstaatsanwalt in Berlin.
Fätkinhäuer ist nach "Der Welt" einer der "erfahrensten
deutschen Staatsanwälte auf dem Gebiet der organisierten Kriminalität, des
Drogengeschäftes und des Menschenhandels mit Prostituierten". Ebenso ist er
regelmäßiger Autor in der "Jungen Freiheit" in der er u.a. meinte, "ein von
Ausländern freies Deutschland wäre auch frei von organisierter
Kriminalität". Dieser Staatsanwalt war nach Zobel der Leiter der
Ermittlungen gegen Michel Friedman. Der braune Sumpf hatte ein Interesse
daran, den "Juden" auf dem medialen Scheiterhaufen öffentlich zu verbrennen.
Zobel kommt nach seinen Erfahrungen in der NPD, aber auch in Organisationen
wie dem "Bund der Selbständigen" zu der Erkenntnis: "Wohin ich blicke und
greife, überall entdecke ich den braunen Filz im feinen Zwirn des
etablierten Mittelstandes, er bedeckt das Land."
Der neonazistische Liedermacher Frank Rennicke ist nicht
nur bei rechten "Kameradschaftsabenden" gefragt. Zobel erinnert sich an
seine Bundeswehrzeit, in der seine Vorgesetzten dem Liedgut des
neonazistischen Liedermachers einiges abgewinnen konnten. Rennicke
produziert und vertreibt seine CDs selbst und gilt zurecht als vermögend, da
der Absatz seiner CDs ziemlich groß ist.
Die NPD-Fraktion erreicht bei Abstimmungen im sächsischen
Landtag stets mehr Stimmen als sie selbst hat. Das ist für Zobel ein
weiterer Beweis für die Etablierung ultrarechten Gedankengutes in der Mitte
der Gesellschaft. Zobel bietet in dem Buch viel Spannendes und Erhellendes,
aber er hat wenig Vorschläge, wie man der NPD politisch entgegentreten
sollte.
hagalil.com
28-04-05 |