Daniel Katz:
Treibholz im Fluss
Klett-Cotta, Stuttgart 2005
Euro 23,50
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Daniel Katz:
Treibholz im Fluss
Von Katrin Schuster
Mavra leidet an der Melancholie, seit sie aus dem
Balkan nach Finnland kam. Doch an diesem Abend erheitert sie ihr sonst
so ernster Blick in die Strömung des Flusses N.; denn der N. trägt auf
seinen sturmbewegten Wellen den Geschichtslehrer Henry Loimu vorbei, der
nur seinen Steg befestigen wollte, als der Fluss ihn plötzlich mitsamt
eines Brettes fortriss.
Auch Henry hat Mavra bemerkt und übersieht deshalb –
völlig gebannt von dieser Loreley auf dem Uferfelsen – den Steg, an dem
sein provisorisches Floß hinterrücks anlegt. "Er fiel nach hinten,
schlug sich den Hinterkopf an dem Pfahl an, hielt sich dann mit beiden
Händen daran fest und blieb hängen." So lernt er Mavra, ihren viel
älteren, blinden Ehemann Oberst Suopoki, deren seltsamen serbischen
Mitbewohner Jowan sowie den Schäferhund Maotse kennen. Und noch so
einige andere komische Gestalten.
In die auch weiterhin andauernde Abfolge absurder
Ereignisse und in ihrer Trockenheit noch absurderer Dialoge in diesem
Roman namens "Treibholz im Fluss" des Finnen Daniel Katz passen sich
wunderbar bruchlos eine schmonzettige Liebesgeschichte, russische
Volkslieder, serbische Hexenbeschwörungen und düstere Erzählungen über
die Kriegsereignisse im ehemaligen Jugoslawien ein. In der Lakonie der
Komödie enttarnt sich die Tragödie des Lebens: Ohne nasse Füsse entkommt
ihm keiner.
hagalil.com
08-12-05 |