Klaus Holz:
Die Gegenwart des Antisemitismus
Eine Rezension von Karl Pfeifer
Klaus Holz, Leiter des Evangelischen Studienwerkes e.V.
Villigst, hat ein Taschenbuch über die Gegenwart des Antisemitismus
vorgelegt, das lediglich einen großen Vorteil hat, es umfasst nur 112
kleinformatige Seiten.
Holz beklagt, dass es noch keine aktuellen empirischen
Studien über antisemitische Straftäter gibt, um dann hinzuzufügen: "Statt
dessen erscheinen zur Zeit allerhand publizistische Schnellschüsse, die mit
undifferenzierten Antisemitismusvorwürfen gegen Migranten im allgemeinen und
gegen islamische Minderheiten im besonderen den Rassismus respektive die
Islamophobie fördern." Dem Leser könnte es so vorkommen, als ob
Antisemitismus erst bei Straftaten beginnen würde.
Dem ist nicht so, Antisemitismus und der sich als
Antizionismus maskierende Antisemitismus sind leider bis in den main stream
und an sich noch keine Straftat.
Islamophobie ist ein Kampfbegriff, der die falsche
Symmetrie suggeriert, als ob dem konsensbildenden Antisemitismus eine
Islamophobie gleichzustellen wäre. Tatsache ist jedoch, dass weder in
Deutschland noch in Österreich, in Medien und Politik antiislamische
Bestrebungen bemerkbar sind. Im Gegenteil, unter dem Deckmantel des Dialogs,
findet man sogar Toleranz für islamistische antisemitische Gruppierungen.
Erst nach dem 11. September 2001 hat der Verfassungsschutz in Deutschland
ein Auge auf diese geworfen.
Holz stellt auch folgenden Persilschein aus: "Als Motiv
dieser neuen Tätergruppe kann man keineswegs umstandslos einen
islamistischen oder arabischen Antisemitismus annehmen." Umstandslos kann
man das nicht tun, aber den Umstand bedenkend, dass man in unseren
Breitengraden mittels Satellitenschüssel ohne Schwierigkeiten verhetzende
Filme, die Juden Ritualmorde u.ä.m. unterstellen, sehen kann, und dass diese
Filme auch gesehen werden, sollte doch dem Antisemitismusforscher Holz zu
denken geben.
Laut Holz manifestiert sich "der Antisemitismus in
Einwanderergruppen häufig erst aufgrund ihrer Erfahrungen im
Einwandererland. Zu den Voraussetzungen gehört ihre soziale, rassistisch und
religiös begründete Ausgrenzung".
Holz erklärt die "soziale, rassistische und religiös
begründete Ausgrenzung" als Ursache des Antisemitismus. Damit behauptet
Klaus Holz, dass man zum Antisemit werden kann, wenn man ausgegrenzt oder
diskriminiert wird. Was an den Haaren herbeigezogen ist. Sind die Juden
schuld an Diskriminierung und Rassismus wie das hier Holz suggeriert? Welche
Erfahrungen mit Juden machen denn die Einwanderer bzw. ihre Nachkommen?
Außerdem befinden sich in diesem Segment der Gesellschaft
nicht wenige junge Menschen, die zu den islamischen Eliten gehören und die
sich den Angeboten des radikalen Islamismus angenähert haben. Darunter auch
politisch interessierte schon in Europa geborene der zweiten oder gar
dritten Generation, die man als gut integriert bezeichnen könnte. Man kann
doch nicht allen ernstes behaupten, dass die Hamburger Gruppe um Mohammed
Atta arm und diskriminiert war.
Apodiktisch behauptet Holz: "Die antisemitische
Weltanschauung lässt sich nur indirekt und in wesentlichen Teilen überhaupt
nicht aus den religiösen Texten des Christentums oder des Islams ableiten."
Das dürfte gerade bei religionskritischen Kennern der Materie Widerspruch
erregen.
Fundamentalismus bedeutet doch, sich auf die Fundamente
der Religionen zu berufen. Im Fall des Islams, hat Menachem Milson bereits
2003 bewiesen, wie tief verankert in den arabischen Gesellschaften der
Antisemitismus ist.*
Holz versucht auch den linksextremistischen Antisemitismus
zu bagatellisieren und schreckt nicht davor zurück den französischen
Philosophen Alain Finkielkraut, - der den Linksradikalen vorwirft, das
unglaubliche Konzept der "Islamophobie" geschaffen zu haben, um "jede Kritik
am Islam als rassistisch erscheinen zu lassen" - in eine Reihe mit der
Rechtsextremistin Marine Le Pen zu stellen.
Leider wird das Buch dem Anspruch, einen kurzen Leitfaden
zum komplexen Thema Antisemitismus zu liefern, in keiner Weise gerecht.
* Menachem Milson: Was ist arabischer Antisemitismus, 2003
http://antisemitismus.net/antisemitismus/theorie/texte/milson.htm
hagalil.com
28-02-06 |