Karen Levine,
Hanas Koffer
Ravensburger
Buchverlag
2003
Euro 9,95
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Dokumentation eines zu kurzen Lebens:
Hanas Koffer
Groß ist er, der Koffer. Groß, braun und ziemlich alt.
"Hanna* Brady, Waisenkind, geb. 16/V 1931" steht mit weißer Farbe darauf
geschrieben. Wer war dieses Mädchen, wo ging ihre Reise hin und warum
steht ihr Geburtsdatum auf dem Gepäckstück?
Diese Fragen stellten japanische Kinder, die im Jahr 2000
das Tokio Holocaust Educational Resource Center besuchten und den Koffer
in einem Glasschrank betrachteten. Sie bildeten die Gruppe der "Kleinen
Flügel" und machten sich mit der Leiterin des Museums, Fumiko Ishioka,
auf eine bewegende Reise in die Vergangenheit des jüdischen Mädchens.
Die kanadische Autorin Karen Levine hat die wahre
Geschichte um "Hanas Koffer" aufgeschrieben und verwebt auf zwei
Zeitebenen Vergangenheit und Gegenwart. Die Erzählung ist bereits in
über 17 Sprachen übersetzt worden.
Fukimo Ishioka, die junge, engagierte Leiterin des Tokio
Holocaust Educational Resource Centers ist eine hartnäckige Frau. Sie
will ihren jungen Besuchern die Geschichte des Holocaust begreifbar
machen. Lange bittet sie bei allen Gedenkstätten vergebens um
Ausstellungsstücke, bis sie aus Auschwitz einen Koffer bekommt – den
Koffer einer gewissen Hana Brady. Unbeirrt von Rückschlägen forscht sie
nach und erhält peu à peu Erinnerungsstücke und Informationen über die
junge Jüdin – das Mosaik nimmt Form an.
Im Juli 2000 reist Fumiko Ishioka nach Terezin, dem
ehemaligen Theresienstadt, um im Getto-Museum weitere Bruchstücke aus
Hanas Leben zu finden. Von dieser Stelle hat sie schon wertvolle
Informationen erhalten, zum Beispiel, dass Hana nach der Deportation aus
ihrem tschechischen Heimatort Nevo Mesto zweieinhalb Jahre im Getto von
Terezin gelebt hat. Unter dramatischen Umständen und wortwörtlich in
letzter Sekunde erfährt die junge Japanerin, dass Hana Ende 1944 in
Auschwitz ermordet wurde, ihr älterer Bruder George aber als einziger
der Familie überlebt hat und heute in Toronto wohnt. In einem
vorsichtigen Brief nimmt sie Kontakt mit dem 72jährigen auf und ist
überwältigt von seiner prompten und bewegten Antwort. Im Frühjahr 2001
kommt George Brady nach Tokio, wo er den "Kleinen Flügeln" von seiner
Schwester erzählt und ihnen Fotos von ihr mitbringt. Die daraus folgende
Ausstellung reiste nicht nur durch die Museen von Japan, sondern ist
zurzeit auch in Kanada unterwegs, um von Hanas Koffer und ihrem
Schicksal zu erzählen. In den Erinnerungen der Kinder bleibt Hana
lebendig.
Karen Levine ist Journalistin. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit
für das Radio liegt darin, dokumentarisch fundierte Sendungen für Kinder
zu gestalten, insbesondere zum Thema Holocaust. Auch die Erzählung
"Hanas Koffer" basiert auf einer Radiosendung. Die Übersetzerin Mirjam
Pressler ist eine der profiliertesten Kinderbuchautorinnen in der
aktuellen Kinder- und Jugendbuchszene. Ihre Bücher und Übersetzungen
wurden schon mehrfach ausgezeichnet.
*Zur Schreibweise des Namens: Die Nationalsozialisten haben
den Namen mit zwei "n" geschrieben, Hana schrieb sich aber tatsächlich
nur mit einem.
hagalil.com
21-11-03 |