Feinbild Amerika:
Dan Diners Essays über Antiamerikanismus
Dan Diner geht in seinen Essays "über die Beständigkeit
eines Ressentisments" den Ursprüngen und Ausprägungen des
Antiamerikanismus in Deutschland nach. Das Buch ist eine überarbeitete
und erweiterte Fassung des 1993 erschienenen Titels "Verkehrte Welten".
Damals war die Idee einer historischen Analyse des Antiamerikanismus
durch den Golfkrieg von 1991 inspiriert.
Im Protest gegen den Krieg entluden sich "Empfindungen, die
nicht auf konjunkturelle politische Umstände allein, sondern auf tiefer
angesiedelte Schichten eines gegen Amerika gerichteten historischen
Ressentiments verwiesen." Ein Phänomen, das sich im letzten Golfkrieg
2003 in weit massiverer Art und Weise äußern sollte und Dan Diner umso
mehr bestätigt. In beiden Fällen waren es auch und vor allem junge
Menschen, die, obwohl sie die Zeit des Zweiten Weltkriegs selbst nicht
miterlebt haben, Bilder, Embleme und Metaphern die mit jener Geschichte
verbunden sind, nutzten und instrumentalisierten.
Amerika wird zur Quelle allen Übels, Form und Inhalt dieses
Ressentiments weisen oft erstaunliche Parallelen zum Antisemitismus auf.
Auch hier geht es nicht darum, was Amerika tut, sondern darum, was es
ist. Dan Diner deutet den Antiamerikanismus als Reaktionen der
traditionellen europäischen Gesellschaften auf die Phänomene der Moderne
und die Neue Welt an sich.
Antiamerikanismus ist kein Phänomen, das als solches
geschlossen und leicht zu erkennen auftritt. Dan Diner begibt sich auf
der Spur des Ressentiments im Alltag, in Reiseberichten, Zeitungen und
Meinungsäußerungen zurück bis zur Entdeckung des Kontinents, im
historischen Überblick werden Kontinuitäten und Veränderungen des
Antiamerikanismus deutlich. Im Schlusskapitel begibt sich Diner
schließlich in die Rhetorik nach dem 11. September und kommt zu dem
Schluss: "Die aufs Neue anbrandende Feindseligkeit gegenüber Amerika ist
Anzeichen einer tiefen, von einer beschleunigten Hypermoderne
angestoßenen Verwandlung von Traditionsgesellschaften, die sich deren
Sog nicht entziehen können."
Dan Diner, geboren 1946 in München. Professor für
Neuere Geschichte an der Hebrew University, Jerusalem, und Direktor des
Simon-Dubnow-Instituts für Jüdische Geschichte und Kultur an der
Universität Leipzig. Lebt in der Bundesrepublik und in Israel.
Zahlreiche Buchveröffentlichungen zur Geschichte des 20. Jahrhunderts.
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al / hagalil.com
01-10-03 |