"Die Schönheit ist die eigenmächtige Beherrscherin
aller unserer Empfindungen,
der Grund von allen unsern natürlichen Trieben, und der beseelende
Geist, der die spekulative Erkenntnis der Wahrheit in Empfindungen
verwandelt, und zu tätiger Entschließung anfeuert.
Sie bezaubert uns in der Natur, wo wir sie ursprünglich, aber zerstreuet
antreffen;
und der Geist des Menschen hat sie in Werken der Kunst nach zu bilden
und zu vervielfältigen gewusst".
Moses Mendelssohn
Moses Mendelssohn:
Ästhetische Schriften |
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Die Herausgeberin, Anne Pollok, Jg. 1979, studierte Philosophie,
Germanistik und Rechtswissenschaften in Marburg und Maribor (SLO).
Sie arbeitet derzeit an einer Dissertation zu Mendelssohn und Kant.
Die von ihr zusammengestellten Schriften umfassen die grundlegenden
Texte zu Mendelssohns Ästhetik.
Neben den Hauptschriften, die zuerst anonym, später in überarbeiteter
Fassung in den Philosophischen Schriften erschienen, wurden einzelne
kürzere Texte - Rezensionen, Vorarbeiten, Notizen - ausgewählt, um einen
Einblick in die Entwicklung von Mendelssohns Ansichten zu geben.
Die Änderungen in der theoretischen Konzeption der vermischten
Empfindungen, des Vergnügens, der Illusion oder des Erhabenen lassen
sich als paradigmatisch für den Wandel von der Produktions- zur
Rezeptionsästhetik auffassen.
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Moses Mendelssohn (1729-1786), prominenter Vertreter der
Leibniz-Wolffischen Schulphilosophie, gehörte zu den führenden Köpfen
der deutschen Aufklärung.
Mit seinen Schriften Phädon (PhB 317) und Jerusalem (PhB 565) hat er
sowohl der zeitgenössischen Metaphysik als auch der jüdischen
Aufklärungs- und Emanzipationsbewegung wesentliche Impulse gegeben. Kaum
eine andere philosophische Disziplin jedoch beschäftigte sein Schaffen
so anhaltend wie die Ästhetik. Er befasste sich als philosophischer
Autodidakt ein Leben lang mit Problemen der Ästhetik und Kunstkritik.
Publizistisch nutzte er nicht nur die Form der Abhandlung, sondern auch
den an Platon und Shaftesbury angelehnten Dialog bzw. Briefwechsel, um
seinen Gegenstand aus verschiedenen Perspektiven zu analysieren. Er
verfasste Rezensionen und kurze Reflexionen in einschlägigen
literaturkritischen Zeitschriften sowie eine Fülle an Notizen und
Entwürfen, die Einblick geben in die Entwicklung seiner Ansichten. Eine
neue Edition in der "Philosophischen Bibliothek" des Meiner Verlags
enthält Texte aus allen Schaffensperioden des Autors.
Wie in der Einleitung zur Edition skizziert, lassen sich vier
Untersuchungsfelder besonders hervorheben, die sich auf folgende Fragen
konzentrieren:
Was ist der Grund des Vergnügens?
Welche Rolle spielt dabei die Konstitution des Kunstwerks,
und wer kann es erschaffen?
Wo verläuft die Grenze ästhetischer Wertschätzung?
Welchen Einfluß hat die noch junge Wissenschaft der Ästhetik auf die
Erkenntnistheorie und die Morallehre?
Mit seiner Theorie der vermischten Empfindungen, die eine
Differenzierung zwischen der Beschaffenheit des schönen oder hässlichen
Objekts, der künstlerischen Produktion und der Wirkung des Kunstwerks
auf den Betrachter zulässt, versucht Mendelssohn, Antworten auf diese
Fragen zu formulieren. Im Rückgriff auf die so erfassbaren
psychologischen Gesetzmäßigkeiten ästhetischer Wahrnehmung konzipiert er
die Ästhetik als Integrationsmoment, das die verschiedenartigen und
bisweilen gegenläufigen Bestrebungen, Gefühle und Erkenntnisse des
Menschen zu einem harmonischen Ganzen vereinen kann.
Ästhetik und Aufklärung
Moses Mendelssohn
Ästhetische Schriften
Mit einer Einleitung und Anmerkungen hrsg. von Anne Pollok.
PhB 571. 3-7873-I759-7-Ca. 344 Seiten. Leinen ca. € 48,-
Ersch. im Winter 2005
hagalil.com
10-08-05 |