Ludwig Feuchtwanger:
Gesammelte Aufsätze zur jüdischen Geschichte
Während sein Bruder Lion auch heute noch ein viel
gelesener Autor ist, ist Ludwig Feuchtwanger nur noch wenigen
Interessierten der jüdischen Geschichte ein Begriff. Im Verlag Duncker &
Humblot ist jetzt ein Band erschienen, der dazu beitragen wird, dies zu
ändern.
Der Herausgeber Rolf Rieß hat 21 Essays zusammengetragen,
die eine repräsentative Auswahl der reichhaltigen Schriften Ludwig
Feuchtwangers wiedergeben. Im Anhang ist eine vollständige Bibliographie
der Schriften Ludwig Feuchtwangers, die erstmals vorgelegt wird, sowie
Literaturhinweise über den Autor selbst angefügt.
Die Aufsätze sind in drei große Kapitel aufgeteilt,
angeführt von Feuchtwangers Essays zu Moses Mendelssohn. "Obwohl es sich
hierbei um einen historischen Bereich handelt, der über ein Jahrhundert
zurückgreift, wird doch gerade in Feuchtwangers Mendelssohn-Rezeption
der Geist seiner eigenen Zeit sichtbar", so Michael Brenner in seinem
Geleitwort. Regionale Themen sind im zweiten Teil zur jüdischen
Geschichte und Rechtsgeschichte in Bayern, Österreich und England
versammelt. Ein dritter Teil versammelt Feuchtwangers "Zeitfragen im
Angesicht des Nationalsozialismus".
In seinem ausführlichen Nachwort fasst Rolf Rieß
Feuchtwangers Biographie zusammen und geht insbesondere auf dessen
Tätigkeit als Direktor des Verlagshaus Duncker & Humblot in Berlin ein.
In diesem Zusammenhang veröffentlicht Rieß erstmals einen Briefwechsel
zwischen Feuchtwanger und Carl Schmitt. In Briefen nach der Rückkehr als
amerikanischer Offizier vermittelt Feuchtwanger einen Eindruck vom Leben
der besiegten Deutschen in Bayern und von seinen Gefühlen als jüdischer
Deutscher im Exil.
Ludwig Feuchtwanger starb am 17. Juli 1947. Seine jüdische
Geschichte wurde bis heute nicht verlegt, sein Werk und seine Person
fielen dem Vergessen anheim. "Dies ist umso erstaunlicher", konstatiert
Rieß, "als man trotz eines neuerwachten Interesses an jüdischer
Geschichte und jüdischer Tradition Ludwig übersehen hat."
Der nun erschienene Band wird hoffentlich dazu beitragen,
Ludwig Feuchtwangers Werk einem breiteren Publikum zu eröffnen. Denn,
"ihn und sein Werk im Gedächtnis zu behalten, sollte allein ein Anliegen
sein, nicht nur um seinetwillen, sondern um unserer selbst willen."
al / hagalil.com
23-10-03 |