Bartels-Ishikawa, Anna (Hrsg.)
Post im Schatten des Hakenkreuzes.
Das Schicksal der jüdischen Familie Sternberg in ihren Briefen von Berlin
nach Tokyo in der Zeit von 1910 bis 1950
Verlag Duncker &
Humblot 2000
Euro 24,00
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Post im Schatten des Hakenkreuzes:
Das Schicksal einer jüdischen Familie in ihren Briefen
Der vorliegende Band fasst 150 aus dem Nachlass Theodor
Sternbergs ausgewählte Briefe zusammen. Der Jurist lebte zunächst aus
beruflichen Gründen, dann im Exil in Tokyo. Die Briefe, die er dort
erhielt, spiegeln das Leben in drei Epochen der deutschen Geschichte
wieder, Kaiserreich, Weimarer Republik und "Drittes Reich".
Theodor Sternberg stammte aus einer jüdischer Familie,
wurde aber evangelisch getauft. Er heiratete eine jüdische
Kaufmannstochter. nach der juristischen Ausbildung in Berlin wurde er
1905 zum Privatdozenten an der Universität Lausanne ernannt. Nach nur
fünf Jahren mussten die Sternbergs jedoch wegen Querelen an der
Hochschule und antisemitischer Agitationen nach Berlin zurückkehren.
Theodor Sternberg erhielt daraufhin keine neue Anstellung an einer
deutschen Universität, was die Familie in wirtschaftliche Nöte brachte.
Private Schwierigkeiten belasteten die Ehe schwer, Theodor Sternberg
hatte offenbar eine Geliebte, von der er sich nicht trennen wollte.
Seine Frau stimmte jedoch einer Scheidung nicht zu.
Schließlich folgte Sternberg einem Ruf an die Tokioter
Universität als Professor für deutsches Recht. Auch diese Stellung hielt
nicht lange, Sternberg blieb jedoch in Tokyo. Seine Familie entschloss
sich nach der sog. "Reichskristallnacht" zur Auswanderung, nicht alle
Familienmitglieder erhielten jedoch die notwendigen Papiere. Die in
Deutschland Zurückgebliebenen kamen in Auschwitz um. Sternbergs Sohn
emigrierte 1937 ebenfalls nach Tokyo.
Mit der vorliegenden Edition werden zum ersten Mal Briefe
aus dem Nachlaß Theodor Sternbergs veröffentlicht. Die Briefe stellen
authentisch das Leben einer jüdischen Familie dar, die in zwei Kulturen
lebte. Sie schließen eine Lücke in der Geschichte jüdischer Emigranten
in Japan. Als Zeitdokumente berühren sie durch ihre Unmittelbarkeit den
Leser tief und ermöglichen es allen an der Zeitgeschichte
Interessierten, ihr Verständnis für die jüngere deutsche Geschichte
sowie die deutsch-japanischen Beziehungen zu vertiefen.
al / hagalil.com
07-12-03 |