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Lesereise: Mira Magén
Mira Magén, Anfang
der fünfziger Jahre in Kfar Saba (Israel) geboren, blieb der orthodoxen,
ostjüdisch geprägten Welt ihrer Kindheit bis heute verhaftet, die
Stationen ihrer Biographie jedoch lassen eine Revolte ahnen: Studium der
Psychologie und Soziologie, Ehe und Kinder, alle fünf Jahre ein anderer
Beruf - Lehrerin, Sekretärin, Krankenschwester und schließlich
Schriftstellerin.
Bereits ihre Erzählungssammlung
›Gut zugeknöpft‹
(dt. 1997) gewann in Israel höchste Anerkennung von Kritik und Publikum.
›Klopf nicht an diese Wand‹, ihr erster Roman, stand monatelang auf der
Bestsellerliste.
Klopf nicht an diese Wand
Das Leben in der religiösen
Landwirtschaftlichen Siedlung im Norden Israels folgt strengen Regeln.
Mit fünfundzwanzig Jahren noch unverheiratet zu sein, kommt einem Akt
subversiver Rebellion gleich. Aber Jisca kümmern weder die Sorgen der
Familie noch die Konvention ihres Umfelds. Triebhaft, beherrscht von
erotisch motivierten Phantasien und verdrängter Leidenschaft, ist Jisca
wie ein Stachel im Fleisch ihrer orthodoxen Siedlung. Aber das Leben
beginnt dort, wo Verbote mißachtet, wo Grenzen überschritten werden.
Jisca liebt. Sie liebt leidenschaftlich - am Anfang, als sie noch ein
Mädchen ist, stumm, schließlich besessen. Elischa, den früh verwitweten
Mann aus dem Nachbarhaus, in dessen Hof das dornige Gestrüpp wuchert wie
seine trotzige Trauer um Alma, die bei der Geburt der gemeinsamen
Tochter Heda starb.
In der Figur Heda tritt das Abgründige dieser von Geborgenheit und
Aberglauben gleichermaßen durchdrungenen Lebenswelt besonders deutlich
hervor: Jeden Neumond werden ihr die Haare geschoren, damit sie nicht
auch, wie die Mutter, einen frühen Tod stirbt. Doch wie Jisca entzieht
sich auch Heda, auf ihre Weise. - Almas Geheimnis zu lüften, begibt sich
Jisca auf Spurensuche, akribisch, indiskret, unverfroren. Sie verletzt
die Tabus ihrer Herkunft, verstößt gegen jedes Maß der Vernunft. Die
Welt, in die sie dabei eintaucht - das weltliche, bunte Jerusalem - ist
nicht ihre, aber in ihr gelangt sie zu sich selbst.
»Magén verfügt über die seltene Gabe, gerade die kleinen Dinge
wahrzunehmen. Überragend ihre lyrisch differenzierende Darstellung. Ihre
Naturbeschreibungen zählen zu den schönsten und authentischsten, die ich
je gelesen habe. Ihre Vergleiche und Metaphern sind von wundersamer
Einzigartigkeit.«
Jehudit Orian in ›Yediot Aharonot‹
»Je tiefer Magén in das Leben der verlorenen Seelen, die sie
portraitiert, hinabsteigt, desto höher die literarische und allgemein
menschliche Qualität, die ihr Buch erreicht.«
Moznayim
Mira Magén:
Klopf nicht an diese Wand
dtv 24250
1. Auflage, April 2001
340 Seiten, Format: 135 x 210
DM 29.00 SFr 26.70 öS 212
Klopf nicht an
diese Wand
Jisca Simon ist fünfundzwanzig Jahre alt. Sie verfügt über einen mes
serscharfen Verstand und eine ausgeprägte Sinnlichkeit. Sie ist ruhelos,
direkt bis zur Unhöflichkeit und – zum Kummer ihrer Eltern – noch immer
unverheiratet. Vor allem aber ist sie eines: heimlich verliebt in
Elischa aus dem Nachbarhaus. Seit Jahren.
Eine Obsession. Jisca ist eine
Pendlerin zwischen den Welten,und in keiner fühlt sie sich wirklich
daheim: Da ist zum einen die Enge des Moschaw , der religiösen
landwirtschaftlichen Siedlung im Norden Israels, in der sie aufgewachsen
ist. Zum anderen zieht es sie immer wieder in die verwirrend-bunte
Weltlichkeit Jerusalems. Wo sonst soll sie ihren Traum von einem Café
verwirklichen? Wo sonst soll sie »Karriere auf dem Gebiet Freiheit «
machen??
Elischa, der achtunddreißigjährige
Besitzer einer kleinen Zitrusplantage, ist seit elf Jahren verwitwet.
Seine Tochter Heda, deren Mutter Alma bei der Geburt starb, lebt seitdem
bei den Simons. Der Witwer führt ein mönchisches Leben in seinem von
Kreuzdornbüschen umla gerten Haus, über dem dunkle Trauer liegt. Ihrem
Ziel Elischa nähert sich Jisca von mehreren Seiten. Sie provoziert ihn,
mit ihrem Körper und mit Worten. Andererseits möchte sie alles über die
geheimnisvolle Verstorbene herausfinden: in Almas Kleiderschrank ebenso
wie in Jerusalem, indiskret, respektlos, zielstrebig. Die große Stadt
ist für Jisca zudem der Ort ihrer lockeren sexuellen Beziehung mit Almas
Arzt Dr.Scheijnfeld. Schließlich fällt sie die Entscheidung, den
Moschaw ganz zu verlassen. Sie zieht nach Jerusalem, jene Stadt, der
Alma Jahre zuvor in die Ländlichkeit des Moschaw entflohen war.
Mira Magéns erster Roman ist neben der Geschichte eines Liebeswahns das
nuancenreiche Psychogramm einer komplexen Persönlichkeit und ihrer
Entwicklung. Mira Magén beleuchtet dabei scharf die
Spannungsverhältnisse, in die Jisca eingebunden ist: Familie und
Selbstsuche, die Sehnsucht nach Elischa und der Wunsch nach Freiheit.
Der vermeintliche Kampf einer Frau mit einer Toten um einen Mann ist
zugleich ein Ringen mit ihren eigenen widerstreiten den Anteilen. Jiscas
schrittweise Loslösung aus dem Rahmen der orthodoxen Tradition wird dem
Leser dabei auch in kleinen Gesten und dem wohlüberlegten Einsatz einer
oft erotisch aufgeladenen Natursymbolik mit erzählerischer Raffinesse
vor Augen geführt.
Jisca will keinen radikalen Bruch, und
doch führt jede Überschreitung der bisherigen Grenzen zu einer weiteren
Entfremdung. Für das Verhältnis zu Elischa kann das nicht ohne Folgen
bleiben.
Mira Magén wurde Anfang der fünfziger Jahre in Kfar Saba (Israel)
geboren und blieb der orthodoxen, ostjüdisch geprägten Welt ihrer
Kindheit bis heute verhaftet. Sie studierte Psychologie und Soziologie
und arbeitete später u.a. als Lehrerin, Sekretärin sowie als Kranken
schwester im Jerusalemer Hadassah Hospital.1994 erschien ihre erste
Erzählsammlung, "Gut zugeknöpft" (dt.1997), mit der sie in Israel
höchste Anerkennung von Kritik und Publikum gewann. 1997 folgte ihr
erster Roman "Klopf nicht an diese Wand", der monatelang auf der
Bestsellerliste stand. 2000 veröffentlichte sie einen zweiten
Roman:"Love, After All" (hebr. "Be-Shochvi U Be-Kumi, Isha").
Mira Magén:
Klopf nicht an diese Wand
dtv 24250
1. Auflage, April 2001
340 Seiten, Format: 135 x 210
DM 29.00 SFr 26.70 öS 212
»Einmal werde ich mich nicht mehr beherrschen können...«
Interview mit Mira Magen /pdf
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