Während andernorts laut über einen möglichen Umzug der Frankfurter
Buchmesse nach München spekuliert wird, steckt Leipzig mitten in den
letzten Vorbereitungen für seine
Frühjahrsbuchmesse.
Auch dtv ist mit einem eigenen
Stand zu Gast und zahlreiche AutorInnen bereichern mit Lesungen das
Programm. Den weitesten Weg nimmt dabei die New Yorker Schriftstellerin
Binnie Kirshenbaum auf sich. 1996 gelang, ihr mir ihrem Roman
"Kurzer Abriss meiner Karriere als Ehebrecherin" auch in Deutschland der
Durchbruch. Nun erscheint im April in deutscher Erstausgabe bei dtv
premium ihr neuer Roman "Entscheidungen
in einem Fall von Liebe".
George Wieland-Herzfeldes Vater war der Malik-Verleger
Wieland-Herzfelde, sein Onkel der Erfinder der Fotomontage John
Heartfield — nun hat er, der heute m der Schweiz lebt seine Erinnerungen
an eine bewegte Kindheit und Jugend in den zwanziger bis vierziger
Jahren geschrieben. "Glück
gehabt" erscheint im März 2003 bei dtv-premium.
George Wyland-Herzfelde lebt in Zürich. Zur Leipziger Buchmesse 2003
wird er nach Deutschland kommen. Lesungstermine im März und Mai 2003
stehen bisher fest in Prag, Wien, Salzburg, Regensburg, Leipzig,
Frankfurt am Main und Wiesbaden.
Binnie Kirshenbaum:
Entscheidungen in einem Fall von Liebe
Roman
"Eine stachelige Komödie"
New York Times
Aus dem Englischen von Patricia Reimann
280 Seiten, € 14,-, Klappenbroschur
dtv premium 24347, Deutsche Erstausgabe, April 2003
Ein Mann und eine Frau. Sie Mitte dreißig, er Ende fünfzig. Er ein
deutscher Professor, sie eine jüdische Historikerin aus New York. Die
beiden verlieben sich ineinander und es könnte so einfach sein. Doch
zwischen ihnen spannt sich nicht nur das Band einer starken körperlichen
und seelischen Anziehung, sondern auch die Fessel der deutschen
Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Als Hester Rosenfeld im Rahmen eines Forschungsprojekts erstmals
Heinrich Falk begegnet, trifft es sie wie ein Blitz. Der verheiratete
Falk verfällt ebenso rasch der flirrenden Ausstrahlung der klugen,
scharf-züngigen Frau. Briefe und Kurzaufenthalte Falks in New York
reichen den beiden bald nicht mehr. Hester kommt nach München, um dem
Geliebten nahe zu sein — aber auch, um seine Biographie zu schreiben:
das Leben eines Vertreters der deutschen Nachkriegs-generation. Hester
befragt Falks Ex- und Jetzt-Frauen. Freunde und Verwandte, zitiert aus
seinen Liebesbriefen sowie aus den Erinnerungen seiner Mutter an die
Nazizeit. Das gesammelte Material verschmilzt in ihrer Ich-Erzählung mir
ihren persönlichen Gedanken und Beobachtungen zur Skizze einer Biografie
ihres Liebhabers wie der ihrer Beziehung.
Doch die Intensität ihrer Begegnung fördert in beiden Verdrängtes
zutage. Sowohl Hester als auch Heinrich empfinden die Scham der
Nachgeborenen: Er schämt sich für die Verbrechen der Elterngeneration
und sie sich, die Tochter von Opfern zu sein. Und während sie sich
wiederum ihrer Scham schämt, versucht er seine Befangenheit ihr
gegenüber zu leugnen, bis das Unausgesprochene schließlich umso
unverarbeiteter aus ihm hervorbricht. Hesters ebenso befangener Blick
auf Deutschland ist durch Vorurteile fokussiert, die sie im Biergarten
wie beim Einkaufen bestätigt sieht und - wie sie selbst erkennt - auch
sehen will. Die Erfahrung, gerade in Deutschland (sogar vom Geliebten)
vor allem als Jüdin wahrgenommen zu werden, löst eine Irritation aus,
die ihr vor Augen führt, dass sie selbst noch keine Einstellung zu ihrer
jüdischen Herkunft gefunden hat. Heinrich und Hester sind beide Kinder
ihrer Zeit, doch — wie ihnen schmerzlich bewusst wird — vor allem der
Zeit davor. Und am Ende stellen sie fest, dass wichtige Entscheidungen
in ihrem Fall von Liebe nicht von ihnen getroffen wurden.
Binnie Kirshenbaums jüngster Roman erzählt eine Liebesgeschichte im
Spannungsfeld unterschiedlicher Kulturen, aber auch verschiedener
Geschichtsbilder und Traditionslinien. Ihr pointiert-ironischer Stil
öffnet dabei gerade dem deutschen Leser interessante Blickwinkel auf das
eigene Land und seine Wahrnehmung von außen.
Ausserdem:
Stanislaw Lem
Solaris
Roman
Aus dem Polnischen von Irmtraud Zimmermann-Göllheim
240 Seiten, €8,50 [D] €8,80 [A] sFr 15,20
drv 10177
Stanislaw Lems Weltraum-Drama
Deutscher Filmstart: 6. März 2003
»Spannend wie ein Kriminalroman«
Frankfurter Rundschau
"Solaris" ist Lems berühmtestes Buch, ein Klassiker, vielleicht
sogar der Klassiker der Science-Fiction-Literatur.
Oscar-Preisträger Steven Soderbergh hat den Klassiker mit George Clooney
in der Hauptrolle neu verfilmt.
Deutschlandstart ist am 6. März 2003.
Im trüben Licht am Ufer des zähflüssigen Ozeans landet eine kleine
Raumkapsel. Der Wissenschaftler Kris Kelvin ist von der Erde zur
Raumstation auf dem Planeten Solaris geschickt worden. Aber niemand
steht zu seinem Empfang bereit. Als er behutsam in die Station
vordringt, stößt er auf Anzeichen von Chaos und Auflösung. Die zwei
Besatzungsmitglieder verhalten sich merkwürdig, wirken verstört. In den
kahlen Gängen tauchen Gestalten auf, die aus einem Traum zu stammen
scheinen. Schließlich erscheint sogar Kelvins vor Jahren verstorbene
Geliebte, an deren Tod er schuld ist, in seinem Schlafzimmer. Sie
konfrontiert ihn mit einer Seite seines Ichs, die er auch vor sich
selbst sorgfältig verborgen hatte. Realität oder Wahnvorstellung?
Stanislaw Lem wurde 1921 in Lwow (Lemberg) geboren und lebt heute
in Krakau. Lem studierte Medizin, Philosophie, Methodologie der
Wissenschaft und Kybernetik. Gegen Ende seines Studiums begann er zu
schreiben, zunächst Gedichte, dann Novellen und seit 1950 Romane,
daneben auch zahlreiche Hör- und Fernsehspiele sowie literaturkritische,
philosophische, kybernetische und populärwissenschaftliche Abhandlungen. |