Benbassa, Esther
Attias, Jean-Christophe
Haben die Juden eine Zukunft?
Ein Gespräch über jüdische Identitäten
Chronos Verlag 2002
Euro 19,80
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Ein Gespräch über jüdische Identitäten:
Haben die Juden eine Zukunft?
Die Frage nach der Zukunft der Juden zu stellen heißt
unter anderem, zu hinterfragen, was heute teilweise als Judentum
verstanden und gelebt wird. Esther Benbassa und Jean-Jacques Attias,
zwei französische jüdische Historiker, tun dies auf eine ungewöhnliche
Weise - bezüglich der Form, aber auch des Inhalts.
In einem äußerst anregenden, lehrreichen, auch zu
Widerspruch reizenden Gespräch in klar verständlicher Sprache
unternehmen sie einen Streifzug durch viele Jahrhunderte jüdischer
Geschichte und Religion. Sie zeigen, wie wandlungsfähig sich die Juden
und das Judentum im Verlaufe der Geschichte erwiesen haben, und betonen
die Vielfalt jüdischen Lebens, das immer auch entscheidend geprägt war
von der Kultur und dem Land, in dem sich dieses abspielte.
Das Autorenpaar wendet sich entschieden dagegen, die
Geschichte der Juden auf eine Geschichte der Verfolgung und der
Vernichtung zu reduzieren und die Beziehung der Juden zur jeweiligen
Mehrheitsgesellschaft ausschließlich im Raster antisemitischer Verstöße
zu betrachten. Dass die Shoah zu einem derart mächtigen
identitätsstiftenden Element insbesondere säkularer Juden werden konnte,
beleuchten sie kritisch, ebenso den Staat Israel als zentrale
Referenzgröße jüdischer Indentität(en) der Diaspora. Die sich bei vielen
Israeli zunehmende Beliebtheit erfreuende Diaspora weist in den Augen
der Autoren in die Richtung, in der sie die Zukunft des Judentums
erblicken: der Universalität, der Vielfalt, des Wandels.
Das besondere Verdienst dieses Buches - das im Herbst 2001
in Frankreich erschien - liegt darin, dass alte, immer wieder gestellte
Fragen aufgenommen und in nonkonformistischer Weise erörtert und neue,
unkonventionelle Gedankengänge verfolgt werden.
Die Autoren:
Esther Benbassa, geboren in Istanbul, stammt aus einer
iberisch-jüdischen Familie und lebte mehrere Jahre in Israel. 1972
Übersiedlung nach Frankreich, wo sie über die Kultur der Pariser Kommune
(1871) sowie über die politische Karriere des letzten Oberrabbiners des
Ottomanischen Reiches doktorierte. 1990-2000 Forschungsdirektorin des
Centre National de la Recherche Scientifique, seit 2000 Professorin für
Geschichte des modernen Judentums an der Ecole Pratique des Hautes
Etudes (Sorbonne, Paris) und Leiterin des Zentrums Alberto Benveniste
für sephardische Studien und Kultur.
Jean-Christophe Attias, geboren in der Normandie, Sohn eines jüdischen
Vaters algerischer Herkunft und einer katholischen Mutter. Er studierte
Philosophie und Hebräisch und doktorierte 1990 über den
jüdisch-byzantinischen Bibelkommentator Mordechai Komtino, habilitierte
sich 1997 mit einem Forschungsbeitrag zur Geistesgeschichte des
mittelalterlichen Judentums und war bis 1998 am Centre National de la
Recherche Scientifique als Forscher tätig. Professor am Lehrstuhl für
Geschichte der rabbinischen Kultur an der Ecole Pratique des Hautes
Etudes.
Die Autoren haben beide mehrere Bücher zur Geschichte der Juden und des
Judentums auf Französisch veröffentlicht, die zum Teil in andere
Sprachen übersetzt wurden. Auf Deutsch ist von Esther Benbassa
erschienen: Geschichte der Juden in Frankreich.
Integration ist nicht
Assimilation:
Gedanken zur Geschichte der Juden in Frankreich
Esther Benbassa
Special - -
Zur Lage in Frankreich 2003
hagalil.com
07-12-03 |