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Thomas
Casagrande:
"Die
volksdeutsche
SS-Division "Prinz
Eugen".
Die Banater
Schwaben und die
nationalsozialis-
tischen
Kriegsverbrechen"
Campus Verlag
Frankfurt/Main 2003,
Euro 39,90

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Nationalsozialistische Kriegsverbrechen:
Die volksdeutsche SS-Division "Prinz Eugen"

Von Karl Pfeifer

Der Politologe Thomas Casagrande hat ein Buch publiziert, das nicht nur die Geschichte "wie sie war" schildert, sondern auch versucht auf die Frage "warum es so gekommen ist" eine Antwort zu geben. Es ist bemerkenswert, dass Casagrande schon in der Einleitung sein Interesse für das Problem der ethnischen Konflikte in Europa mit seiner eigenen Familiengeschichte begründet.

Sein Vater war ein zweisprachiger Südtiroler, der 1939 für das "Dritte Reich" optiert hat. "Ich konnte als Heranwachsender an ihm und seiner Biografie wenig "Deutsches" erkennen. Trotzdem war er von seinem "Deutschsein" zutiefst überzeugt und fühlte sich ohne jeden Zweifel der deutschen "Volksgruppe" zugehörig." Der Sohn fragte sich, warum der Vater zur Waffen-SS ging und in der Folge setzte er sich mit der Geschichte des Nationalsozialismus auseinander. Daraus entwickelte sich sein umfassendes Interesse an der Geschichte der "Volksdeutschen" und insbesondere an ihrer Geschichte innerhalb der Waffen SS.

Im ersten Kapitel, das man ruhig auch zum Schluss lesen kann, befasst sich der Autor mit der Theorie, die ethnische Konflikte analysiert beziehungsweise die gemeinsamen Nenner dieser feststellt. Im Zweiten Kapitel "Die Donauschwaben" schildert der Autor die Geschichte "Von den ethnischen Gruppen der Donauschwaben zu einer deutschen Volksgruppe" und zwar von den Anfängen der Kolonisation bis zur nationalsozialistischen Volksgruppenpolitik. Dieses Kapitel, das einige Jahrhunderte umfasst ist eng mit der österreichisch-ungarischen Geschichte verbunden.

Im dritten Kapitel berichtet er über das wechselvolle Schicksal der Banater Schwaben 1941 -1945. Casagrande zeigt auf, wie verlogen auch die offizielle Dokumentation der Vertreibung ist, wenn dort bestritten wird, dass ein großer Teil der donauschwäbischen Bevölkerung als deutsche "5. Kolonne" an der Zerschlagung Jugoslawiens maßgebend beteiligt war. Casagrande dokumentiert die massiven Übergriffe der Volksdeutschen gegen die Juden im Banat. Auch bei der Beraubung der Juden spielten Donauschwaben eine führende Rolle, bei der Arisierung wurden in erster Linie Volksdeutsche bedacht.

Detailliert schildert der Verfasser die Einteilung in "volkspolitisch" einwandfreie Deutsche, in charakterlich einwandfreie, jedoch "volkspolitisch unzuverlässige, da Mischehe eingegangen oder aus Mischehe stammend" und diejenigen die "zu viel serbisches Blut" und absolut "unzuverlässig" beurteilt wurden. Der Wahn der ethnischen und nationalen Reinheit ermöglichte die strikte Zuordnung von Menschen entweder als Eigene oder als Fremde und lieferte somit eine Begründung sowohl für die Vertreibung der Slowenen aus dem Reich, als auch später für die Umsiedlung der Bosnien-Deutschen aus der Fremde ins Reich.

In diesem Kapitel wird die Aufstellung der 7. SS-Freiwilligen Gebirgsdivision "Prinz Eugen" beschrieben. Dabei spielte Arthur Phleps, der unter der k.u.k. Monarchie in Bosnien gekämpft hatte eine führende Rolle. Im Ersten Weltkrieg war er als Major und Generalstabschef an Kämpfen um seine Heimat Siebenbürgen beteiligt. Er wurde nach Kriegsende Kommandeur der sächsischen Nationalgarde in Siebenbürgen und war an der Bekämpfung der revolutionären Aufstände in Ost- und Südosteuropa beteiligt. 1941 trat Phleps aus der rumänischen Armee aus und nahm als SS-Standartenführer und später als SS-Oberführer am Überfall auf die Sowjetunion teil.

Diese SS-Division "Prinz Eugen" spielte nicht nur in Serbien sondern auch in Kroatien eine unrühmliche Rolle. Ein evangelischer Pfarrer beschrieb den sich immer mehr steigernden Ustascha-Terror am Beispiel seiner Gemeinde, die dabei begangenen Morde, die Vergewaltigungen und die Hilflosigkeit der serbischen Bevölkerung. Er schilderte ihren wachsenden Hass nicht nur gegen die Kroaten, sondern noch mehr gegen das Deutsche Reich, unter dessen Oberherrschaft solches geschah. Casagrande stellt sich gegen die Apologie der Waffen SS. Wie sehr gerade bei der "Prinz Eugen" die verschiedenen Aufgaben und Bereiche der SS zusammenflossen und nicht zu trennen waren, wird von ihm eindeutig dokumentiert.

Interessant ist auch der Streit zwischen dem nach dem Krieg als Kriegsverbrecher hingerichteten Generaloberst Löhr und Heinrich Himmler um die Frage der Verwendung der Volksdeutschen bei der "Bandenbekämpfung". Himmler meinte am 13.10.42 u.a.: "Die Volksdeutschen brauchen sehr stark eine weltanschauliche und politische Erziehung. Diese ist im Rahmen der Division "Prinz Eugen" gewährleistet. Sie ist jedoch in keiner Weise gewährleistet, wenn die Volksdeutschen in den Sicherungs-Divisionen und ähnlichen Wehrmachtsteilen erfasst sind, die bekanntlich kein nationalsozialistisch-aktives Offizierkorps haben, sondern zumeist Reserve-Offiziere ältester Jahrgänge, die sehr oft die nationalsozialistische Weltanschauung selbst nicht richtig erfasst haben."

Casagrande erinnert abschließend an diejenigen Frauen und Männer, die den Mut hatten, "trotz der gemeinsamen Sprache und der gemeinsamen donauschwäbischen Herkunft sich der deutschen Volksgruppenpolitik zu entziehen und zusammen mit den Partisanen gegen die deutsche Besatzungsherrschaft zu kämpfen."

Im Buch wird detailliert dokumentiert, wie ethnische Konflikte über Jahrhundert wirken und von Neuem auf grausamste Weise aufbrechen können. Es ist eine glückliche Mischung aus Theorie und detaillierter Historiografie. Nach dem Lesen dieses wertvollen Buches wird man auch die Katastrophe Jugoslawiens am Ende des 20. Jahrhunderts besser verstehen.

hagalil.com 12-10-03











 

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