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Unter Kreuz und Halbmond:
Die Juden im Mittelalter

Mit dem vorliegenden Buch liegt endlich die deutsche Übersetzung von Mark R. Cohens bereits 1994 erschienenem Werk "Under Crescent and Cross" vor, das zu Recht viel gerühmt ist und mittlerweile zu den Standardwerken der Geschichte der Juden im Mittelalter gezählt wird.

Cohen erklärt mit Hilfe der vergleichenden Perspektive, "warum die islamisch-jüdischen und die christlich-jüdischen Beziehungen während des Mittelalters einen so unterschiedlichen Verlauf genommen haben." Der Vergleich schließt religiöse, rechtliche, wirtschaftliche, wirtschaftliche und soziale Faktoren ein und zielt nicht darauf hinaus, die eine oder andere Lebenswelt als "besser" zu kategorisieren. Auch wenn die islamische Welt für Juden tatsächlich sicherer und friedlicher als das christliche Europa war, ist dies jedoch nicht auf Toleranz im modernen Sinne zurückzuführen.

Durch den Vergleich fängt Cohen die Polarisierung der Ansichten der vergangenen Jahre auf. Dabei stehen sich ein "Mythos des islamisch-jüdischen interreligiösen Utopia" und ein "Gegenmythos der islamischen Verfolgung" gegenüber.

Im Vorwort zur deutschen Ausgabe betont Cohen, er widersetze sich dem, "die Gegenwart einfach in die Vergangenheit hineinzulesen". Es lohne sich aber derzeit über das Verhältnis zwischen Islam und anderen Religionen nachzudenken, ob die derzeitige Tendenz zur Feindschaft bereits in der Geschichte verwurzelt ist oder etwas Neues ist. Seine profunde historische Forschung liefert dazu sicherlich einen wertvollen Beitrag.

Das Buch wendet sich sowohl an das Fachpublikum wie auch an eine breitere Leserschaft und wird für beide Kreise mit Gewinn zu lesen sein.

al / hagalil.com 28-12-05