Jack Eisner:
Die Happy Boys. Eine jüdische Band in Deutschland 1945 bis 1949
Aufbau Verlag 2004
Euro 19,90
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Die Happy Boys:
Eine jüdische Band in Deutschland 1945 bis 1949
"Wie soll die Band überhaupt heißen?" fragte Elek.
"Die Überlebenden?" schlug Yosl vor. "Das klingt zu düster", sagte
Szlamek. Ich erinnerte mich, wie Captain Russell im Scherz zu uns gesagt
hatte: "Wenn es nicht alles so traurig wäre, müßte man euch wirklich die
'Happy Boys' nennen."
An einem Sommermorgen im August 1945 machen sich drei
junge Männer vom bayerischen Cham aus auf eine waghalsige Reise. Über
die streng kontrollierten Sektoren- und Ländergrenzen gelangen der
19jährige Jacek Eisner und seine beiden Gefährten bis nach Polen, um
dort einen Schatz zu heben: vor dem Krieg vergrabenen Instrumente.
Zurück in Cham, geht alles sehr schnell. Die "Happy Boys" proben,
beschaffen sich die nötigen Papiere und Genehmigungen der amerikanischen
Besatzer, organisieren einen Band-Bus und tingeln bald mit einem
Programm aus jiddischen Stücken, Big-Band-Nummern und Kabarett-Einlagen
über Land.
Das Publikum in den Auffanglagern ist begeistert, denn
ihre Musik vermittelt Trost und Lebensfreude. Die "Happy Boys"
durchkämmen die Camps, finden Angehörige und Freunde. Und noch etwas
treibt die junge Gruppe um: Sie suchen ihre Peiniger, um Vergeltung zu
üben, und sie brauchen Geld für ihren gemeinsamen Traum - ein neues,
freies Leben in Amerika.
Jack
Eisner, geb. 1926 als Kind jüdischer Eltern in Polen, war einer der
Gründer der international agierenden "Warsaw Ghetto Resistance
Organization" und begründete die "Holocaust Survivors Memorial
Foundation". Sein autobiographischer Bericht über die "Happy Boys"
erzählt die Geschichte seines Überlebens und von den Nachkriegsjahren im
besetzen Deutschland. Wer das Buch liest, wird es kaum glauben können,
so erstaunlich ist nicht nur das Überleben der "Happy Boys"
Bandmitglieder, sondern auch ihr Unternehmen, eine Band auf die Beine zu
stellen und durch die DP Camps der Gegend zu touren.
Auch wenn die erzählerische Struktur und die sprachliche
Darstellung des Buches eher enttäuschend sind, Jack Eisners Geschichte
ist lesenswert.
al / hagalil.com
18-06-04 |