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Ein Brückenschlag zwischen den Völkern

Sportliche Beziehungen zwischen Deutschen und Israelis…

Der Annäherungsprozess zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Israel gestaltete sich nach der Shoa verständlicherweise äußerst problematisch. Obwohl Konrad Adenauer und David Ben Gurion sich schon Anfang der 1950er Jahre im Rahmen der sogenannten „Wiedergutmachungs“-Verträge an einen Tisch setzten, mussten Deutsche und Israelis einen langen und steinigen Weg beschreiten, bis die beiden Länder in wirtschaftlicher, militärischer, kultureller und politischer Hinsicht zu Partnern wurden.

Dass dabei der Sport auch eine wichtige Rolle spielte, ist leider kaum bekannt. Gleichwohl wurden direkte sportliche Begegnungen anfänglich, so weit es ging, vermieden. Auf internationalem Parkett war dies jedoch nicht möglich: 1952 kam es bei der Schacholympiade in Stockholm zu einem ersten Treffen von Israelis und Deutschen, zwei Jahre später folgten Begegnungen in Amsterdam und London. Die israelische Regierung hatte ihre Sportler angewiesen, sich „korrekt, aber kühl“ zu verhalten.

Schon früh versuchte Willi Daume, der langjährige Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB), zu vermitteln. Mit einer symbolischen Spende des DSB im Gepäck reiste er 1957 nach Israel und warb für einen Austausch im Bereich der Sportjugend und bei der Ausbildung von Trainern. Zudem setzte er sich dafür ein, israelische Studenten an der Sporthochschule in Köln aufzunehmen. Als erster Israeli schrieb sich der Schwimmer Nahum Buch 1958 als Gasthörer an der Bildungseinrichtung ein. Ein Jahr später folgte Matityahu Kranz, der aus einem deutschen Elternhaus stammte, als erster ordentlicher Student. Während sich auf deutscher Seite hauptsächlich Sportfunktionäre für eine Annäherung engagierten, waren es in Israel insbesondere die Jeckes, die aus Deutschland emigrierten Juden. Schon vor der Aufnahme von diplomatischen Beziehungen bereitete im Sommer 1962 eine Gruppe junger deutscher Sportler eine Studienreise nach Israel vor, die nach einem langen bürokratischen Prozedere in der Zeit vom 27. Februar bis zum 15. März 1963 stattfand. Bald darauf besuchten mehrere israelische Trainer, unter ihnen der spätere Nationaltrainer Eddy Schaffer, die Deutsche Sporthochschule Köln und nahmen an einem Fußballtrainer-Lehrgang von Hennes Weisweiler teil. Es waren Vertreter des deutschen Sports, die bereits in den 1950er und 1960er Jahren dazu beitrugen, das Deutschlandbild in Israel maßgeblich zu verändern. Dabei spielte die Sporthochschule in Köln und ihr israelischer Partner, das Wingate Institute, eine wichtige Rolle.

Die von Robin Streppelhoff an der Deutschen Sporthochschule Köln eingereichte Dissertation Gelungener Brückenschlag behandelt ein lange vernachlässigtes Kapitel der deutsch-israelischen Beziehungen. Wird doch in den Standardwerken zum Thema, wie etwa Deutschland und Israel von Yeshayahu A. Jelinek oder Aus dem Schatten der Katastrophe von Niels Hansen, der Sport nahezu ausgeblendet. Auf breiter Quellenbasis schlägt Streppelhoff einen Bogen von den ersten, zumeist auf persönlichem Engagement basierenden, Kontakten über die Normalisierungen der offiziellen Sportbeziehungen bis hin zu den Auswirkungen des Attentats auf die israelische Olympiamannschaft von München 1972. Seine Arbeit ist ein gelungener Überblick zu den deutsch-israelischen Sportbeziehungen, insbesondere während der schwierigen Anfangszeit; Aktivitäten, die im öffentlichen Bewusstsein beider Länder kaum wahrgenommen wurden. – (jgt)

Robin Streppelhoff, Gelungener Brückenschlag. Sport in den deutsch-israelischen Beziehungen, Sankt Augustin 2012, 220 Seiten, 29 €, Bestellen?