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Zum 120. Geburtstag von Siegfried Bernfeld

Am 7. Mai 2012 würde der österreichische Psychoanalytiker und Pädagoge Siegfried Bernfeld (1892–1953) seinen 120. Geburtstag feiern…

Bernfeld war ein Mann voller Fantasien und mit utopischem Überschwang, ein Wissenschaftler mit ausgeprägtem skeptischem Realitätssinn – ein wacher kritischer Geist. Als Jude und undogmatischer Marxist konnte er zwar im außeruniversitären Bereich in Wien, Berlin und im amerikanischen Exil erfolgreich arbeiten, eine akademische Karriere blieb ihm jedoch verwehrt.

Seine Arbeits- und Interessensgebiete waren breit gestreut. Bernfeld engagierte sich vor dem Ersten Weltkrieg in der Wiener Jugendkulturbewegung und entwickelte die moderne Theorie des Jugendalters; im Krieg unterstützte er die Zionistische Bewegung, schrieb eine Theorie der Kibbuzerziehung und gründete das legendäre Kinderheim Baumgarten. Er entwickelte in der Wiener und der Berliner Psychoanalytischen Gesellschaft die Grundzüge einer Psychoanalytischen Pädagogik. Sein Buch Sisyphos oder die Grenzen der Erziehung (1925) avancierte in den späten 1960er Jahren zum pädagogischen Klassiker. Zusätzlich bilden Studien zur Schulkritik, zur Heimerziehung, über Psychoanalyse und Marxismus, über Psychophysiologie und zur Biografie von Sigmund Freud die Eckpunkte seines umfangreichen wissenschaftlichen Werks, das ihn als originellen Grenzüberschreiter ausweist und das auch heute noch voller Anregungen steckt.
Peter Dudek (Professor für Erziehungswissenschaft, Frankfurt)

Zum 120. Geburtstag von Siegfried Bernfeld erscheint die von Peter Dudek verfasste erste umfassende Biografie des Vorreiters der Psychoanalytischen Pädagogik sowie der vierte Band der 12-bändigen  Werkausgabe, die von Ulrich Herrmann unter Mitarbeit zahlreicher ausgewiesener Fachleute herausgegeben wird.

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Im Psychoszial-Verlag erscheint außerdem die auf zwölf Bände angelegte Werkausgabe Siegfried Bernfelds, die erstmals die Schriften des Begründers der Psychoanalytischen Pädagogik und Schulkritik vereint. Jeder Band wurde sorgfältig ediert und enthält neben Nachweisen zur Erstveröffentlichung und weiteren Materialien ein Nachwort des Herausgebers und ein ausführliches Personen- und Sachregister. Mit Ulrich Herrmann wird die Werkausgabe von einem ausgewiesenen Fachmann und Bernfeldkenner betreut. Herrmann war von 1976 bis 1993 Professor für Allgemeine und Historische Pädagogik an der Universität Tübingen, danach bis 2004 an der Universität Ulm Professor für Schulpädagogik. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Theorie und Geschichte der Pädagogik, Jugendkulturen im 20. Jahrhundert, Gehirnforschung und Pädagogik. Namhafte Vertreter der Geschichte der Pädagogik, Psychologie und Psychoanalyse – Daniel Barth, Werner Fölling, Maria Fölling-Albers, Wilfried Datler, Rolf Göppel, Gerhard Benetka, Albrecht Hirschmüller und Christfried Tögel – unterstützen Herrmann bei der Herausgabe einzelner Bände.

BAND 1: Theorie des Jugendalters

Siegfried Bernfelds Werkausgabe wird mit seinen Schriften zur Theorie des Jugendalters eröffnet. Bernfelds Arbeitsschwerpunkte werden chronologisch präsentiert; denn Bernfelds Beschäftigungen mit wissenschaftlichen Problemen und die spezifi schen Wendungen, die er seinen Fragestellungen, Arbeitshypothesen und Praxisorientierungen gab, sind in ihrer Entstehung und in ihrem Ansatz immer auch durch den jeweiligen lebensgeschichtlichen »Ort« und dessen zeit- und wissenschaftsgeschichtlichen Kontext charakterisiert. Dieser Umstand wird besonders am Beginn von Bernfelds wissenschaftlichem Arbeiten deutlich: der Zusammenhang von Engagement in der Jugendbewegung und dem Versuch einer wissenschaftlichen Durchdringung und Klärung der Probleme »Jugendalter« und »Jugendkultur« sowie der Verknüpfung von Wissenschaft und Jugendpolitik. Das Jugendalter ist für Bernfeld keine Statuspassage voller Probleme und Gefährdungen durch die erwachende Sexualität, sondern stellt eine eigenständige, produktive Lebensphase dar, die zugleich eine wesentliche Quelle dynamischen kulturell-sozialen Wandels ist.

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BAND 2: Jugendbewegung – Jugendforschung

Der zweite Band versammelt Texte und Dokumente aus den Jahren 1913 bis 1930. In diesem Zeitraum hat sich der Pädagoge, Jugendforscher und Psychoanalytiker Siegfried Bernfeld immer wieder mit Grundfragen der deutschen Jugendbewegung beschäftigt. Zudem hat er sich in Wien aktiv dafür eingesetzt, den Gedanken einer eigenständigen Jugendkultur, einer modernen Schulreform und der Förderung jüdischer kultureller Identität durch ein »Jüdisches Institut für Jugendforschung und Erziehung« zur Geltung zu verhelfen. Bernfeld hat sich im Bereich der Jugendkultur durch seinen »Sprechsaal«, in der Jugendhilfe mit einer Beratungsstelle und in Sachen Schulreform durch ein von ihm gegründetes Komitee praktisch betätigt. Für die Jugendforschung gründete er Archive und regte biografi sche Forschungen an; die Psychoanalyse tritt in den Mittelpunkt seiner Arbeiten zur Theorie des Jugendalters.

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BAND 3: Zionismus und Jugendkultur

Die Zeit von 1914 bis ca. 1924 ist das »zionistische Jahrzehnt« im Leben Siegfried Bernfelds. Seine Schriften von 1916 bis 1920 dokumentieren den Kern seiner Aktivitäten in der zionistischen Jugendkulturbewegung in Wien. Seine Vision bestand in der Errichtung eines sozialistisch geprägten jüdischen Gemeinwesens in Palästina. Organisiert nach dem Vorbild der Freien Schulgemeinden, sollte dies insbesondere durch die jüdische Jugend geleistet werden, was Bernfeld in seiner Schrift »Das jüdische Volk und seine Jugend« detailliert beschrieb. Von Bernfelds utopischem Entwurf sind bemerkenswert viele Elemente in den israelischen Kibbuzim wiederzufi nden. Speziell seine Ideen der Neuen Erziehung wurden aufgegriffen und zu
einem außergewöhnlichen Konzept einer egalitären Gemeinschaftserziehung verdichtet.

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LESEPROBE: DIE JÜDISCHE JUGENDBEWEGUNG UND IHRE BEDEUTUNG FÜR DIE INTERNATIONALE DER JUGEND (1920)
LESEPROBE: DIE ASSIMILATION UM DER MENSCHHEIT WILLEN

Band 4: Sozialpädagogik

Der vierte Band der Bernfeld-Werke enthält Arbeiten Bernfelds zur Heim- und Fürsorgeerziehung. Die empirische Grundlage von Bernfelds sozialpädagogischen Schriften bilden seine Erfahrungen im Kinderheim Baumgarten, die er im »Bericht über einen ernsthaften Versuch mit neuer Erziehung« zusammenfasst. Dieser Praxisbericht enthält eine implizite Theorie der Sozialpädagogik, deren einzelne Bausteine er in den hier abgedruckten Aufsätzen systematisch entfaltet. Die Frage, wie soziale Ordnung in pädagogischen Einrichtungen hergestellt und demokratisiert werden kann, thematisiert Bernfeld unter dem Begriff »Schulgemeinde «. Ebenso zentral ist sein Konzept des »sozialen Orts«, das Verhalten und psychische Entwicklung als Produkt einer sozialstrukturellen Lage interpretiert. Damit erhalten Verhaltensauffälligkeiten und seelische Konfl ikte eine gesellschaftliche Basis, auf deren Aufklärung und Veränderung sozialpädagogisches Handeln hinzielen soll.

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Im Rahmen der zwölfbändigen Werkausgabe ist weiterhin geplant:

Band 5
Theorie und Praxis der Erziehung/ Pädagogik und Psychoanalyse
Herausgegeben von Ulrich Herrmann, Wilfried Datler und Rolf Göppel
Erscheint im Frühjahr 2013

Band 6
Vom dichterischen Schaffen der Jugend
Herausgegeben von Ulrich Herrmann
Erscheint im Herbst 2013

Band 7
Trieb und Tradition im Jugendalter
Herausgegeben von Ulrich Herrmann
Erscheint im Herbst 2013

Band 8
Sozialistische Pädagogik und Schulkritik
Herausgegeben von Daniel Barth
Erscheint im Frühjahr 2014

Band 9
Psychologie der frühen Kindheit
Herausgegeben von Wilfried Datler und Rolf Göppel
Erscheint im Herbst 2014

Band 10
Psychoanalyse und Psychologie
Herausgegeben von Gerhard Benetka
Erscheint im Frühjahr 2015

Band 11
Psychoanalyse und Psychophysiologie
Herausgegeben von Albrecht Hirschmüller
Erscheint im Herbst 2015

Band 12
Studien zum Leben und Werk
von Sigmund Freud
Herausgegeben von Christfried Tögel
Erscheint im Frühjahr 2016

Weitere Informationen: http://www.psychosozial-verlag.de/